Kabul - Die Taliban haben eine gemeinsame Untersuchung mit den internationalen Truppen zu den in Afghanistan getöteten Zivilisten vorgeschlagen. An einer entsprechenden Kommission sollten auch Vertreter der UNO und Menschenrechtler teilnehmen, hieß es in einer am Sonntagabend von der Taliban-Führung verbreiteten Erklärung. Die NATO-Truppe ISAF wies das Angebot umgehend zurück. Eine gemeinsame Kommission sei "nicht notwendig", sagte ein ISAF-Sprecher, "wir kennen die Situation."

Die UNO hatte Aufständische wie die radikalislamischen Taliban in der vergangenen Woche für fast drei Viertel der getöteten und verletzten Zivilisten verantwortlich gemacht. Die Zahl der Opfer der Rebellen stieg demnach im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 53 Prozent. Grund seien Anschläge mit immer ausgefeilteren Sprengsätzen. Insgesamt wurden laut UNO-Angaben von Jänner bis Juni bei Kämpfen und Anschlägen in Afghanistan rund ein Drittel mehr Zivilisten getötet oder verletzt als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Der ausländische Einsatz stößt in der afghanischen Bevölkerung auf immer stärkere Ablehnung. Seit dem Beginn des Einsatzes vor knapp neun Jahren sind bereits mehr als 2.000 ausländische Soldaten getötet worden. Nach Angaben der unabhängigen Website icasualties.org starben seit der US-geführten Invasion Ende 2001 insgesamt 2.002 NATO-Soldaten, darunter 1.226 US-Soldaten und 331 Einsatzkräfte aus Großbritannien, dem zweitgrößten Truppensteller in Afghanistan. Allein in diesem Jahr wurden bisher 434 Einsatzkräfte der internationalen Schutztruppe ISAF getötet, im bisher blutigsten Jahr 2009 waren es insgesamt 521. (APA/AFP)