Bild nicht mehr verfügbar.

Amateur Stefan Holzmeier (links) und Profi Hamdi Salihi kamen sich am Samstag ziemlich nahe. Rapid unterlag Rapid, Rapid schlug Rapid.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Leo Gartler ist der Opa von Rene Gartler. Das Enkerl stürmt, sofern es von Peter Pacult aufgestellt wird, für die Profis von Rapid. Der Großvater ist natürlich mächtig stolz. Normalerweise sagt Andy Marek den Rene an, dann jubeln 17.000 Zuschauer im Hanappi-Stadion relativ enthusiastisch, mit Steffen Hofmann kann der Rene aber nicht mithalten, zum Hütteldorfer Fußballgott fehlen Kilometer, Lichtjahre wäre eine gemeine Übertreibung.

Am Samstagnachmittag hat Profi-Moderator Andy Marek das Mikrofon dem Großvater überlassen. Denn Leo Gartler ist der Platzsprecher bei den Rapid-Amateuren, und die hatten im Cupspiel gegen Rapid Heimrecht. Wobei die Erste schon in der angestammten Garderobe gewohnt hat, ein Umzug wäre dann doch ein zu sinnloser Aufwand gewesen. Aber sie spielten in den rotblauen Auswärtsdressen, die Amateure in den traditionellen grünweißen Farben.

4100 Zuschauer sind gekommen, mehr als in jeder der anderen 63 Cuppartien. Mangels Feindbild war das Volk entspannt, die Veranstaltung erinnerte an ein Picknick am Waldesrand. Witze wurden gewürgt, "Hauptsache, Rapid gewinnt", "leider verliert Rapid, ha ha". Manch einer betonte, so einen Blödsinn noch nie erlebt zu haben, es bestehe quasi die Verpflichtung, "diesen Dreck" anzusehen. Dem Fußballbund, der Rapid zu Rapid gelost hatte, wurde die Zurechnungsfähigkeit aberkannt, der ÖFB wird die Durchführungsbestimmungen trotzdem ändern.

Das nächste Kugerl

Andererseits hat sich Rapid stets für die Teilnahme von Amateurmannschaften am Cup ausgesprochen. Präsident Rudolf Edlinger wird beantragen, "dass man halt in der ersten, zweiten und der dritten Runde das nächste Kugerl zieht. In der Champions League geht das ja auch, da werden die Länder auseinandergesetzt."

Peter Pacult hatte auf das Picknick verzichtet, er sah sich lieber Aston Villa gegen West Ham, der Europa League Gegner siegte 3:0. Pacult war leicht beunruhigt.

Rapid schlug die Amateure 5:2. Opa Gartler durfte sein Enkelkind als Schützen zum 1:0 durchsagen. Ob es eine Stallorder gegeben hat, ist prinzipiell wurscht, da fuhren ja keine roten Ferraris gegeneinander. Sportdirektor Alfred Hörtnagl sagte: "Wozu eine Stallorder? Es wäre doch traurig, würden sich die Profis nicht durchsetzen."

Pacult hatte seinen Kollegen Andreas Reisinger lediglich gebeten, dass die Jungspunde den Übereifer in der Kabine lassen und die Grenzen nie überschreiten mögen. Denn gebrochen Kniescheiben vor Aston Villa benötige er, Pacult, ungefähr so wie eine Kehlkopfentzündung vor der Kabinenpredigt. Reisinger entwarnte. "Wir sind nie eine Schnalzertruppe. " Christopher Drazan wirkte übrigens bei den Amateuren mit, Papa Fritz hielt trotzdem zu Rapid. Pacult wurde durch Assistenten Leopold Rotter ersetzt, der stellte nach dem Triumph keinerlei Ansprüche, wird weichen.

Schiedsrichter Gerhard Grobelnik hat den Spaß auch unbeschadet überstanden. "Eine eigenartige Geschichte, so etwas vergisst man in seinem Leben nie. Der Einsatz war überraschend groß."

Steffen Hofmann war übrigens sehr traurig. "Ich habe die einmalige Chance vergeben, gegen Rapid in einem Pflichtspiel ein Tor zu schießen." Hamdi Salihi konnte das nicht behaupten, er traf dreimal. Hofmann empfand die Begegnung als durchaus merkwürdig. "Man nimmt den Amateuren die Chance. Und irgendein kleiner Verein in Österreich hätte sich über uns als Gast gefreut." Rudolf Edlinger freute sich über "sieben Tore von Rapid".

Stefan Holzmeier ist 20 Jahre alt und Kapitän der Amateure. Das Durchschnittsalter beträgt 18,3 Jahre, der Innenverteidiger zählt fast zu den Routiniers . Es schoss das Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich (2:2) und ist um eine Erfahrung reicher. "Man kennt sich ja, aber so nah war man sich noch nie. Jeder von uns will irgendwann auf die andere Seite kommen. Aber der Weg ist weit."

Der Rollentausch

Rapid gegen Rapid gab es schon einmal, 1932 im Cup-Achtelfinale siegte die erste Mannschaft 8:1. Leo Gartler wusste das 78 Jahre später, er hat sich gut vorbereitet. Am Dienstag treffen die Amateure in der Ostliga auf den Sportklub. Der Opa freut sich, das Hannapi wird leer sein. Am Donnerstag ist Andy Marek dran. Im vollen Hanappi. Die Profis empfangen Aston Villa. Man hätte 40.000 Karten verkaufen können. Leo Gartler wird aber ein Platzerl finden. Sein Enkerl vielleicht auch. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 16.08.2010)