Washington - David Petraeus, Afghanistan-Kommandeur der NATO, hat die auf Enthüllungsgeschichten spezialisierte Internetplattform Wikileaks vor der Veröffentlichung weiterer geheimer Dokumente zum Afghanistan-Einsatz gewarnt. Dies wäre "extrem unglücklich" und ein Fall von "Geheimnisverrat", sagte er am Sonntag dem Fernsehsender NBC. Zwar kenne er den genauen Inhalt der Dokumente nicht; die bisher von Wikileaks veröffentlichten Dokumente hätten aber bereits einige Partner der internationalen Truppen in Afghanistan in Gefahr gebracht.

Wikileaks-Gründer Julian Assange hatte am Samstag angekündigt, nach den bereits Ende Juli ins Netz gestellten Dokumenten "in einigen Wochen" weitere, bisher zurückgehaltene Unterlagen zu veröffentlichen. Diese rund 15.000 der insgesamt 90.000 Dokumente würden derzeit "Zeile für Zeile" untersucht und gegebenenfalls bearbeitet, weil sie die Identifizierung einzelner Betroffener zuließen, sagte Assange in Stockholm. Ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF und die US-Regierung warnten daraufhin vor einer Veröffentlichung der Dokumente.

Niemand wisse genau, wo sich Al-Kaida-Chef aufhalte

Terroristenführer Osama bin Laden hält sich nach Einschätzung Petraeus' wahrscheinlich in einer abgeschiedenen Region in den Bergen Afghanistans oder Pakistans versteckt. Niemand wisse genau, wo sich der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida aufhalte, sagte Petraeus ebenfalls zu NBC.

Die Tatsache, dass Bin Laden vier Wochen benötigt habe, um Botschaften zu veröffentlichen, spreche aber dafür, dass er sich in eine "sehr isolierte" Region zurückgezogen habe. Der Al-Kaida-Chef hatte einen Monat nach einem vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine an Weihnachten die Verantwortung für den Anschlagsplan übernommen. Bin Laden sei aber weiterhin eine "Ikone" des Terrorismus, sagte Petraeus. Es sei daher nach wie vor sehr wichtig, ihn zu fassen oder zu töten. (APA)