"Pariser Leben" in der Sommerarena Baden

Foto: Christian Husar

Baden bei Wien - Sind Sie ein lebenserfahrener Mensch? Umspielt ein seliges Lächeln Ihren Mund, wenn in einer geselligen Runde die Namen von Anneliese Rothenberger und René Kollo Erwähnung finden? Werden Ihre einsamen Samstagabende ein wenig weniger einsam, wenn Sie Carmen Nebel und Florian Silbereisen durch freudvolle, bunte Welten führen?

Dann fahren Sie nach Baden und setzen sich dort in die Sommerarena. Sofort werden Sie sich zuhause fühlen, fast ein wenig wie bei Carmen und Florian. Dauerstrahlende Menschen versuchen Freude durch Bewegung (Ballett der Bühne Baden) und Gesang (Chor der Bühne Baden) auszudrücken. In eleganten, rüschenreichen Roben (Ausstattung: Pantelis Dessyllas) schäkert solistisches Personal (Inszenierung: Robert Herzl).

Die Klänge, die aus dem klitzekleinen Orchestergraben dringen, werden Sie als etwas platt und gehetzt empfinden (Orchester der Bühne Baden; Dirigent: Franz Josef Breznik). Sie werden den Baron von Gondremark (Jochen Schmeckenbecher) solide lustig, seine Frau Christine (Frauke Schäfer) stockspröde und die Kurtisane Metella (Hege Gustava Tjoenn) verführerisch finden. Genau: Der Schuster (Hans Frick) hat geniale Momente, und der südamerikanische Millionär (René Rumpold) ist furchtbar. Ist Witwe Quimper (Franziska Stanner) die Personalunion von Marika Lichter und Sigrid Hauser? Sie ist es.

Ach, wie angenehm doch die kühle Abendluft durch das geöffnete Glasdach strömt! Und wie schön die Grillen zirpen! Sie werden lächeln, denn Sie wissen, worum es in Offenbachs "Pariser Leben" geht: dass Menschen etwas vorgespielt wird. Damit sie sich dann glücklich fühlen. (end / DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.8.2010)