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Christian Stangl (44) bezwang heuer als Einziger den K2

Foto: APA/Thomas Senf

Christian Stangl, sagt Christian Stangl, ist der erste Alpinist, der im Jahre 2010 den K2 bezwungen hat. Am Freitag, kurz nach sieben Uhr MESZ, kommt für seine Freundin Birgit zu Hause der erlösende Anruf aus dem Basislager am Fuße des zweithöchsten und schwierigsten Achttausenders. Der Skyrunner hatte nach eigenen Angaben am Donnerstag um 10 Uhr den 8611 Meter hohen Gipfel erreicht. Beim Abstieg in der Nacht fand er, um kurz auszuruhen, Unterschlupf in einer Felsnische. 70 Stunden war er insgesamt unterwegs. "Ich bin voll fertig - aber happy", berichtet er über das Satellitentelefon in die Heimat.

Im August 2008 entkam der 44-Jährige aus Hall bei Admont auf dem K2 noch knapp einer Tragödie mit mehreren Toten. Auf Höhe des sogenannten Flaschenhalses (8100 m), der Schlüsselstelle, riss eine Eislawine elf Alpinisten in die Tiefe. 2009 scheiterte der Steirer in 8300 m Höhe an den gewaltigen Schneemengen. Im Juli des heurigen Jahres musste er einen ersten Aufstiegsversuch krankheitshalber aufgeben. Und im August kehrte die Oberösterreicherin Gerlinde Kaltenbrunner um, nachdem ihr schwedischer Gefährte Fredrik Ericsson zu Tode gestürzt war.

Stangl will das Bergsteigen in eine neue Dimension führen. Skyrunning eben. 2007 gelang ihm das mit der Vollendung seiner "Seven Summits Speed Tour". Er hatte die höchsten Gipfel aller Kontinente in einer Gesamtzeit von 58 Stunden und 45 Minuten bestiegen, den Mount Everest mit 16 Stunden und 42 Minuten zur Tagestour reduziert. Das war Weltrekord. Quasi nebenbei bestieg er 52 Sechstausender in den Anden.

Skyrunning sieht der Admonter aber weniger als Rekordjagd, sondern mehr als neuen Stil des Bergsteigens. Allein, ohne künstlichen Sauerstoff und mit leichter Bekleidung "läuft" Stangl auf die Gipfel dieser Welt. Dafür arbeitet der Profibergsteiger in den Gesäusebergen extrem hart. Die "Bestie", ein riesiger Traktorreifen, wird zum Trainingsgerät. Chri, wie ihn seine Freunde nennen, zieht das 40 Kilogramm schwere Ungetüm am Seil an seinem Klettergurt immer wieder den Berg hinauf.

Der Ingenieur für Elektrotechnik steht jetzt kurz vor der Vollendung seines neuesten Projekts, der erfolgreichen Besteigung der 14 "Seven summits," der höchsten und zweithöchsten Kontinentalberge, was noch keiner geschafft hat. Der Mount Tyree in der Antarktis fehlt noch.  (Martin Grabner/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14. August 2010)