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Eine Familie aus dem pakistanischen Dorf Baseera flüchtet vor den verheerenden Überschwemmungen.

Foto: REUTERS/Adrees Latif

In Ostdeutschland stöhnt die Versicherungswirtschaft, weil Geschädigte der jüngsten Überschwemmungen ihre Verluste vertragskonform ersetzt haben wollen: Die Schäden sind höher als vorab berechnet. In Russland wird gegen die schlimmsten Waldbrände seit Beginn systematischer Aufzeichnungen angekämpft, in China wühlen sich Hilfsmannschaften nach schweren Erdrutschen durch Schlammmassen - und in Pakistan haben die Fluten gleich die Existenzen von Millionen Menschen ruiniert: Die von Naturkatastrophen ausgehenden Gefahren nehmen, so scheint es, rund um den Globus zu.

Dass dies zu einem Gutteil mit der globalen Erwärmung zusammenhängt, ist hochwahrscheinlich. Dass diese Erwärmung zu einem Gutteil menschengemacht ist, ebenso. Doch die Eindämmung des dafür verantwortlich gemachten CO2-Ausstoßes geht, um höflich zu bleiben, nur schleppend voran. Also stellt sich, statt wortreich über den Klimawandel zu diskutieren, immer dringender die Frage, wie die Bevölkerungen weltweit vor zerstörerischen Fluten, Dürren, Bränden und Stürmen effektiv geschützt werden können: durch Dämme und Frühwarnsysteme, personell gut ausgestattete Hilfsmannschaften, konsequente Flächenwidmungspläne, rigidere Bauordnungen - sowie der Macht, dies auch umzusetzen.

All das sind Aufgaben der Staaten und ihrer öffentlichen Verwaltungen. In den vergangenen zwanzig Jahren des vorherrschenden Neoliberalismus wurden deren Kompetenzen vielfach beschnitten. Jetzt könnten sie eine Renaissance erleben. Verwaltungen benötigen für derlei Aufgaben ausreichend Mittel. Also geht es bei der Naturkatastrophenvorsorge um (globale) Umverteilung, auf dass die Lebensgrundlagen für viele Menschen erhalten bleiben. Lebensgrundlagen, die zum Teil bereits menschenrechtlich kodifiziert sind - wenn auch, wie das Recht auf Trinkwasser, (noch) nicht einklagbar.

Irene.Brickner@derStandard.at