Diesjähriger Festredner bei GlobArt: Jakob von Uexküll

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In diesem Jahr wird es Jakob von Uexküll sein, der die Festrede zum Abschluss der GlobArt Academy im Kloster Pernegg halten wird. Von 19. bis 22. August wird sich alles dem Generalthema "Wendezeit - Bausteine für einen anderen Fortschritt" widmen. So auch der Vortrag "Globale Herausforderungen und Antworten" des Stifters des "Alternativen Nobelpreises" (Right Livelihood Award), Initiator des Weltzukunftsrats (World Future Council) und Mitbegründer des Alternativen Weltwirtschaftsgipfels.

Von Uexküll gilt als eine der gewichtigen Stimmen für eine ökologisch und sozial orientierte Ökonomie - "ohne gesunde Ökologie gibt es auch keine gesunde Ökonomie", sagt er.

Der schwedisch-deutsche Berufsphilatelist, der unter anderem kurze Zeit Chef von Greenpeace Deutschland und davor als Abgeordneter im Europäischen Parlament tätig war, geht mit jenen hart ins Gericht, denen anhaltendes Wachstum allein zum Erhalt eines bereits sichtlich gescheiterten Systems, wie etwa der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, über alles geht. "Naturgesetze", sagt von Uexküll, "können nicht durch demokratische Prozesse überstimmt werden", sagt er in Anlehnung an die Finanzkrise. "Plötzlich zugeben zu müssen, dass ein ehemals belächelter Club of Rome, also die Pessimisten recht hatten und das Klima tatsächlich kippt, ist einfach eine unbequeme Wahrheit", so von Uexküll weiter. "Wissen Sie", fährt er fort, "ich bin keiner, der herumgeht und den anderen die Party verderben will. Ich bin kein grüner Ideologe. Ich trete nicht für ein Frühwarnsystem, sondern vielmehr für ein Frühlösungssystem ein."

"Fundi und Realo"

Lösungen sind da, kommt von Uexküll auf seinen Vortrag bei GlobArt zurück, für Ökonomie, Ökologie und Politik; man müsse sie einfach nur umsetzen, plädiert er. Und bei dieser Umsetzung gebe er sich keiner Illusion hin. Von Uexküll: "In der Analyse bin ich ein 'Fundi', in der Umsetzung ein 'Realo'." Es brauche zunächst Übergangslösungen, die aus dem Teufelskreis führen, um auch zu einer tiefgreifenden ökologischen und ökonomischen Reform zu finden. Man müsse ernsthaft darüber nachdenken, wie man den Wohlstand "einigermaßen bewahren kann, wenn das Wachstum ausbleibt", so von Uexküll weiter. Fragen, denen man sich innerhalb des Weltzukunftsrates schon länger widme. Diese Übergänge zu schaffen sei das Schwierige, sagt er, denn davor haben viele auch Angst. Und nicht zuletzt werde es ohne die richtigen Rahmenbedingungen kein Fortkommen geben - es brauche mehr politischen Mut.

Kleine Reformvorschläge innerhalb eines alten Systems haben ebenso wie die Bemühungen vieler Aussteiger mit ihren individuellen Lösungen, nicht genug Breitenwirkung, so von Uexküll weiter. Wer aber glaube, er könne sich einfach "ausklinken" und "nicht mitmachen", werde merken, dass das in dieser Welt eines "integrierten Ökosystems" nicht funktioniert. "Da muss man verstehen", sagt er, "wie Macht funktioniert, und sich auch politisch engagieren. Da nützt es nicht, wenn man sich als ,unpolitische NGO' positioniert", appelliert er an alle Bürger. Folglich klingt seine Conclusio schlüssig: "Wenn ich ein überdurchschnittlich großer Teil des Problems bin, mich aber entschließe, Teil der Lösung dieses Problems zu werden, dann werde ich auch überdurchschnittlich dazu beitragen." (Heidi Aichinger, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.8.2010)