Nachhaltig agieren (v. li.): Daniela Werdecker, Nachhaltigkeitsbeauftragte, und Harald Ortner, Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG

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"Nachhaltiges Wirtschaften macht sich vor allem in der Krise bezahlt", sagt Harald Ortner, Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG. Dadurch konnte der Konzern trotz eines 50-prozentigen Auslastungsrückgangs den Mitarbeiterabbau auf ein Minimum beschränken. "Wir hielten um 20 Prozent mehr Mitarbeiter, als für den Betrieb erforderlich gewesen wären", ergänzt Ortner. Jetzt komme es im Gegensatz zur Konkurrenz zu keinen Lieferengpässen, so Ortner weiter.

Der börsennotierte Salzburger Kranhersteller hat nach Verlusten in der Vorjahresperiode im ersten Halbjahr 2010 wieder Gewinne geschrieben. Der Gewinn belief sich auf 7,3 Mio. Euro nach einem Verlust von 8,04 Mio. Euro im Vorjahr. Der Umsatz legte um 10,5 Prozent auf 297,4 (269,2) Mio. Euro zu.Für das 3. Quartal wird eine Fortsetzung des leichten Aufwärtstrends erwartet.

Durch Kurzarbeit, Abbau von Urlauben, aber vor allem durch Aus- und Weiterbildung konnten die Mitarbeiter gehalten werden. So wurden die Weiterbildungsstunden pro Mitarbeiter von 8,4 Stunden im Jahr 2008 auf 15,8 Stunden 2009 nahezu verdoppelt. Auch in Ländern wie Brasilien oder Bulgarien, wo Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter kaum zu finden sind. "Dafür werden beispielsweise österreichische Schweißtechniker für zwei Monate ins Ausland entsandt, um dort ihr Wissen weiterzugeben", erklärt Ortner. Investiert werde aber auch in Lehrlingsausbildung, denn ein staatliches System wie in Österreich gebe es in vielen Ländern nicht.

Familiär geprägt

Ein Vorteil für nachhaltiges Wirtschaften liege sicher auch in der Eigentümerstruktur, so Ortner. Seit zehn Jahren ist das in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts gegründete Familienunternehmen an der Börse. Auch als Aktiengesellschaft wurde das fortgesetzt, was das Familienunternehmen prägte.

"Nachhaltigkeit ist keine neue Wissenschaft", so Ortner. Herausfordend sei, alle Manager für die Nachhaltigkeit zu sensiblisieren, gibt Ortner zu. Immerhin hat der Konzern Niederlassungen in mehr als 130 Ländern auf allen Kontinenten und gliedere auch Unternehmen in den Konzern ein, die ein anderes Verständnis hinsichtlich Gewinnoptimieren hätten, so Ortner.

Dass Nachhaltigkeit sich in vielen Bereichen wiederfindet, zeigt der 100 Seiten starke Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. "Stolz sind wir dabei auch auf unsere Integrity Line, die seit einem Jahr online ist", sagt Daniela Werdecker, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Palfinger. Jeder könne anonym Missstände wie beispielsweise Korruptionsverdachtsmomente weitergeben.

Palfinger sei jedenfalls davon überzeugt, dass Gewinnoptimierung nur durch Nachhaltigkeit funktionieren kann. "Daher sollte es auch für jedes Unternehmen selbstverständlich sein", so Ortner. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.8.2010)