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Oracle und Sun bei der Verkündung der Übernahme des Java-Herstellers, die nun recht rasch eine Patenklage gegen Google nach sich zieht.

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Oracle-Chef Larry Ellison

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Die Softwarebranche steht am Beginn ihres nächsten großen Patentkriegs: Der US-Konzern Oracle hat gegen Google eine Klage wegen angeblicher Verstöße gegen das Patent- und Urheberrecht eingereicht. Wie eine Sprecherin des Datenbankspezialisten am Donnerstag verlautbarte, wirft man dem Konkurrenten vor, dass dieser mit dem mobilen Betriebssystem Android "wissentlich und wiederholt" gegen Oracles intellektuelles Eigentum verstoßen habe.

Zentral

Java stellt eine der zentralen Technologien in Android dar, der allergrößte Teil der Anwendungen werden hier für die von Google selbst entwickelte Java-Engine Dalvik geschrieben. Oracle hat die Rechte an Java Anfang 2010 durch die Übernahme des Computerherstellers Sun erworben, ein Deal der allerdings bereits im April 2009 verkündet wurde. Sun hatte sich zuvor dazu entschlossen Java nach und nach zu Open Source zu machen, ein Prozess der allerdings bislang noch immer nicht abgeschlossen ist - und ohnehin keinerlei Einfluss auf etwaige Patentklagen birgt.

Details

Bei Venturebeat hat man die Klagsschrift von Oracle ausgegraben, die weitere Details offenbart. So heißt es darin, dass Android, das Android SDK (Entwicklungskit) und Dalvik konkret gegen sieben Patente des Softwareherstellers verstoßen würden. Im Besonderen wirft man Google auch vor, dass das Unternehmen diese Patentverletzung wissentlich vorgenommen habe, immerhin habe man sogar ehemalige Sun-Angestellte aus der Java-Abteilung abgeworben.

Brisanz

Abzuwarten bleibt auch, wie die Java-Community auf diese Entwicklung reagiert, immerhin verwendet Google in Android - neben Dalvik - auch Bestandteile aus der Open-Source-Java-Implementierung "Harmony". Die Gefahr von ähnlichen Patentklagen war in der Vergangenheit immer wieder ein heiß umstrittenes Thema in der Open Source Community, allerdings disputierte man dabei vor allem über die freie .Net-Implementierung Mono und etwaigen Patentansprüchen von Seiten Microsofts.

Gosling

Mittlerweile hat sich auch Java-Erfinder James Gosling in seinem Blog kurz zu den aktuellen Vorgängen zu Wort gemeldet. Darin heißt es, dass man eine solche Klage schon bei den Verhandlungen mit Oracle zur Sun-Übernahme befürchtet habe. Als man die mit Java verbundenen Patente erwähnte, habe man das "Funkeln in den Augen der Anwälte sehen können" erklärt der Entwickler recht blumig. Gosling hatte Oracle kurz nach dem Sun-Kauf verlassen, ihm sind in den letzten Wochen zahlreiche andere EntwicklerInnen aus unterschiedlichen Sparten des einstigen Sun-Geschäfts gefolgt.

Kein Kommentar

Google wollte zunächst keine Stellungnahme abgeben, man habe derzeit noch nicht einmal die Klagsschrift erhalten, hieß es in einer ersten Reaktion. Kleiner Treppenwitz am Rande: Google-CEO Eric Schmidt hatte vor seiner Zeit bei Google - und einer kurzen Episode bei Novell - einst die Java-Entwicklung bei Sun geleitet. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 13.08.10)