Sie tun es alle: Politiker, Kabinette, Ministerien. Kaufleute, Vorstände, Aufsichtsräte. Banken, Notenbank, Gesellschaften, und - in sehr spezieller Form - die Bundesbahn. Sie alle halten sich Berater. Rat und Hilfe lassen sie sich eine Stange (in aller Regel: fremden) Geldes kosten, je fremder desto mehr. Es scheint, als stiege das Inklinieren zum Ratgeber mit der Höhe des eigenen Gehalts: Je mehr jemand verdient, desto mehr verdient er einen Berater.

Besonders beliebt: PR-Berater und Lobbyisten, wobei die Grenzen zum juristisch Unsauberen durchaus verschwimmen; nicht nur, wenn die Gegenseite aufs Versteuern der Millionenhonorare vergisst.

Auch auf der Vis-à-vis-Seite: Sie tun es alle. Ex-Kanzler Franz Vranitzky beriet um eine Million Schilling Wolfgang Flöttl. Alfred Gusenbauer um 60.000 Euro die Hypo Kärnten, auch Ex-VP-Finanzstaatssekretär Alfred Finz berät, wahrscheinlich ist er billiger als ein Walter Meischberger oder Gernot Rumpold. Letztere kamen dank Salonfähigmachung der blauen Buberlpartie zu ihren prallen Adressdateien, die sie nun zu Gold machen. Denn so lange die Unschuldsvermutung gilt, gilt die Vermutung, dass es bei deren Engagements in erster Linie um eins ging: Kontakte zu den richtigen Leuten, die vieles richten können.

So lange die Unschuldsvermutung gilt, muss denn eine Frage an die ratlosen Auftraggeber gestattet sein: Warum können die das bitte nicht selbst? (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.8.2010)