Moskau - Noch sind die längerfristigen Folgen der Brandkatastrophe in Russland kaum absehbar. Russische Volkswirte errechneten aber bereits den Schaden, der der Wirtschaft nur durch die direkten Kosten und die kurzfristigen Auswirkungen entsteht. Laut den Analysten von HSBC und der russischen Investmentbank Uralsib soll der Schaden etwa 450 Milliarden Rubel (rund elf Milliarden Euro) betragen. Das entspricht etwa einem Prozent des russischen Bruttoinlandsproduktes, berichtete die Tageszeitung Kommersant.

Der Verlust ergibt sich aus Ernteeinbußen, Rückgängen in der Industrieproduktion, geringerer Nachfrage und Produktivität. Außerdem wird ein Ansteigen der Jahresinflation auf bis zu 9,5 Prozent erwartet.

Durch das Exportverbot für Getreide werden Russland weitere 2,2 Milliarden Euro entgehen. Regierungschef Wladimir Putin hat ab Mitte August bis Jahresende ein Exportverbot verhängt, um die Inlandspreise stabil zu halten. Aufgrund der Dürre und der Brände werden in diesem Jahr statt der prognostizierten 97 Millionen Tonnen nur rund 60 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden können. Russland benötigt jährlich rund 77 Millionen Tonnen Getreide für den Eigenverbrauch.

Die Weltbank kritisierte Exportverbote für Nahrungsmittel. Dadurch könnte es zu einer neuen Welternährungskrise kommen. Zuvor hatte Putin angekündigt, das Exportverbot möglicherweise bis 2011 auszudehnen.

Deutsche Wirtschaftsexperten hingegen glauben nicht, dass die russische Konjunktur allzu stark belastet wird. Der August gelte als Urlaubszeit, und außerdem sei der für Russland so wichtige Erdölexport von der Hitzewelle und den Waldbränden nicht betroffen, sagte Anna Stangl vom Münchner Ifo-Institut. (ved, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 11. August 2010)