Bild nicht mehr verfügbar.

60 Prozent sind Janko zuwenig.

Foto: APA

Klagenfurt - Ottmar Hitzfeld war auf die Begegnung vorbereitet. Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler hatte den Überfall im Schlosshotel Velden nämlich angekündigt. Am Dienstag, kurz nach elf Uhr, hat er stattgefunden. Dörfler erbeutete ein Leiberl, auf dieses hatten die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft (Spitzname Nati) ihre Unterschriften gekritzelt. Für Fußballer ist das bös gewordene Routine, aber noch nie ist über der Nummer neun der Name Dörfler gedruckt gewesen. Der Landesvater hat natürlich auch gegeben, Wein und Länderspielbadetücher. Hitzfeld war vermutlich innerlich zu Tränen gerührt, er hat aber seine Gefühle äußerlich im Griff gehabt und nur "Danke" gesagt.

Er sagte auch einiges nicht allzu Essenzielles zum Länderspiel gegen Österreich, das heute, Mittwoch, in Klagenfurt stattfindet. Angepfiffen wird es um 20.30 Uhr (ORF 1) und zwar vom Spanier Antonio Rubinos Perez. Sir Hitzfeld nannte Österreich eine gute Mannschaft, die Dänemark geschlagen hat. Sein Gesicht nahm nicht die Farbe rot an, auch die Nase ist kurz geblieben, der 61-Jährige ist ein Muster an Beherrschung. Das lernt man wohl als Trainer von Bayern München.

"Es ehrt uns, dass Kollege Constantini gemeint hat, dass wir Favorit sind." Dietmar Constantini sagte zur gleichen Zeit in Klagenfurt, dass Hitzfeld ein großer Trainer sei, der alles gewonnen hat, von dem man lernen könne. "Er hat zu Beginn der WM-Qualifikation die 1:2-Niederlage gegen Luxemburg überlebt und sich als Gruppensieger für Südafrika qualifiziert. Das sagt alles über seine Qualitäten. Er ist so nebenbei ein guter Typ."

Die Nati experimentiert

Man soll sich zwar niemals an den Problemen anderer ergötzen, zumal man mit den eigenen dauerbeschäftigt ist, aber die Schweizer Nati ist nicht frei von Sorgen. Nach Kapitän Alex Frei, Philippe Senderos, Tranquillo Barnetta und Blerim Dzemaili sagte auch Xavier Margairaz ab, den Regisseur des FC Zürich reizen die Adduktoren. "Alle Absagen sind begründet. Ich habe Verständnis dafür", sagte Hitzfeld. "Der Test ist ja ein Test, das heißt, ich kann experimentieren."

Die Schweiz möchte zum fünften Mal hintereinander an einem Großereignis teilhaben, die Reise zur EM 2012 nach Polen und in die Ukraine beginnt am 7. September in Basel gegen England. Österreich hält an diesem Tag in Salzburg mit Kasachstan dagegen. Die Nati hat in Südafrika den späteren Weltmeister Spanien eher glücklich 1:0 geschlagen, es folgten ein 0:1 gegen Chile, ein 0:0 gegen Honduras und die Heimreise. Ein Defizit in der Offensive ist zu orten, in den vergangenen acht Matches wurden drei Tore erzielt. "Mutig" will Hitzfeld deshalb seine Spieler in Klagenfurt sehen, "effizient" und "kaltschnäuzig". Constantini würde "feig", "ineffizient" und "fahrlässig" bevorzugen.

Marc Janko, der ÖFB-Kapitän muss wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel passen. "Sinnlos, ich könnte nur 60 Prozent geben." Die Schleife trägt zu hundert Prozent Christian Fuchs. Das Tor hütet Christian Gratzei, Jürgen Macho und Michael Gspurning sind angeschlagen. Die restliche Aufstellung hat der Teamchef nicht preisgegeben, entweder wusste er sie selbst noch nicht oder er setzt auf den Überraschungseffekt. In zehn Partien hat er 39 Spieler ausprobiert, in der elften Partie könnte Roland Linz das 40. Versuchskaninchen sein. Erkenntnisse erwartet Constantini erst nach dem Spiel. Besiktas-Legionär Ekrem Dag sprach von einer "Standortbestimmung" und schloss einen Sieg nicht aus.

Constantini traf in Klagenfurt übrigens die Trainer der Bundesligaklubs. Er hat sich mit ihnen über die Möglichkeit eines zusätzlichen Länderspieltermins unterhalten. "Es geht wie in allen Bereichen des Lebens um mehr Zeit. Aber es ist schwierig, ein Loch zu finden." In ein Loch zu fallen wäre einfacher. Eine Niederlage gegen die Schweiz würde reichen. (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe 11. Augst 2011)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum freundschaftlichen Fußball-Länderspiel Österreichs gegen die Schweiz am Mittwoch in Klagenfurt:

Österreich - Schweiz (Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, Mittwoch, 20.30 Uhr/live ORF 1, SR Perez/Spanien)

Österreich: Gratzei (Sturm Graz/3 Länderspiele/0 Tore) - Dag (Besiktas Istanbul/TUR/1/0), Dragovic (Austria Wien/9/0), Pogatetz (Hannover 96/GER/37/2), Fuchs (1. FSV Mainz/31/0) - Jantscher (Salzburg/6/1), Schiemer (Salzburg/13/2), Baumgartlinger (Austria Wien/5/0), Korkmaz (Eintracht Frankfurt/GER/7/0) - Hoffer (1. FC Kaiserslautern/GER/16/2), Linz (Austria Wien/35/7)

Ersatz: Gspurning (Xanthi/GRE/3/0), Macho (Panionios Athen/GRE/19/0) - Klein (Austria Wien/1/0), Ortlechner (Austria Wien/6/0), Prödl (Werder Bremen/GER/23/2), Hölzl (Sturm Graz/9/2), Junuzovic (Austria Wien/5/0), Wolf (Wr. Neustadt/1/0), Harnik (VfB Stuttgart/GER/16/2), Wallner (Salzburg/29/7)

Fraglich: Macho (Muskelverhärtung im Oberschenkel)

Es fehlen: Beichler (Leistenverletzung), Janko (Muskelverhärtung im Oberschenkel)

Schweiz: Benaglio (VfL Wolfsburg/GER/30 Länderspiele/0 Tore) - Lichtsteiner (Lazio Rom/ITA/31/0), Affolter (Young Boys Bern/0/0), Grichting (AJ Auxerre/FRA/38/1), Ziegler (Sampdoria Genua/ITA/15/1) - Behrami (West Ham United/ENG/28/2), Inler (Udinese/ITA/39/2), P. Schwegler (Eintracht Frankfurt/GER/4/0), Stocker (FC Basel/3/1) - Derdiyok (Bayer Leverkusen/GER/24/2), Bunjaku (1. FC Nürnberg/GER/4/0)

Ersatz: Wölfli (Young Boys Bern/5/0) - Eggimann (Hannover 96/GER/9/1), Ben Khalifa (VfL Wolfsburg/GER/0/0), Padalino (Sampdoria Genua/ITA/8/1), Shaqiri (FC Basel/4/0), H. Yakin (FC Luzern/83/20), Fernandes (Saint Etienne/FRA/27/2)

Es fehlen: Senderos, Barnetta, Dzemaili, Margairaz, Frei (alle angeschlagen)