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Anreise:
Flug von Wien nach Teneriffa Sur, von dort Weiterflug in einer Kleinmaschine der kanarischen Fluggesellschaft Binter nach La Gomera. Man kann von Los Cristianos auf Teneriffa auch eine Fähre nach San Sebastián auf La Gomera nehmen (die Distanz beträgt 26 Kilometer). Im Hafen oder am Flughafen kann man einen Wagen mieten oder mit dem Bus weiterfahren. Flüge von Teneriffa Sur nach La Gomera: www.bintercanarias.com

Allgemeine Infos: www.gomera-island.com
Tourismusbehörde von La Gomera: www.visitarcanarias.com
Tourismusbehörde der kanarischen Inseln: www.la-gomera.com

Unterkunft:
In der Nähe des Flughafens, in Playa de Santiago, ist die Vier-Sterne-Hotelanlage Hotel Jardín Tecina, wo man günstig in einem Bungalow wohnen kann. Sie liegt am Meer, ist allerdings vom Urwald etwas entfernt. Auf La Gomera gibt es insgesamt nur rund ein Dutzend Hotels. Üblicher ist es, sich ein Appartement zu mieten. Für Urwald-Wanderer bieten sich dazu die Gemeinden Hermigua, Vallehermoso, Valle Gran Rey oder Agulo an. Sie liegen auf der nördlichen Hälfte der Insel und grenzen an den Garajonay-Nationalpark.

Hotels und Appartements:
www.jardin-tecina.com

Foto: jardin-tecina.com

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Wanderungen:
Im Besucherzentrum des Nationalparks "Juego de Bolas" (direkt am Wald, nahe der Gemeinde Agulo) gibt es deutschsprachige Führer mit 18 Routen sowie Karten zur selbstständigen Erkundung. Es werden auch mehrsprachige Führungen angeboten.

Infos zur Insel und zum Besucherzentrum: www.sonneninsel-la-gomera.de/blog/besucherzentrum-juego-de-bolas/

Allgemeine Informationen zu den Kanarischen Inseln: Spanisches Fremdenverkehrsamt (Turespaña), Walfischgasse 8/14, 1010 Wien, Österreich, www.tourspain.es; www.spain.info

Es riecht nach Moos und feuchtem Holz. Nur vereinzelt dringen Lichtstrahlen durch das tiefhängende Wolkenmeer, durch Blattkronen und Nadeldickicht von Lorbeer- und Erdbeerbäumen, Myrten, Eschen und Zedern. Dort leben Fledermäuse, Tauben und wilde Kanarienvögel, im Unterholz tummeln sich Schnepfen, Skinke und Echsen. Schmale Wege führen über weiche Walderde, durch gebirgiges, immergrünes Gelände, vorbei an Baumstämmen, die von langhaarigem Moos ummantelt sind, vorbei an kniehohen Farnteppichen und dickem, verknotetem Wurzelwerk. Die Luft ist trüb und dampfig, aber niemals heiß. Der Blick reicht nicht weiter als ein paar Baumstämme.

Verirren könnte man sich in diesem Zauberwald leicht. Denn der Nationalpark rund um den Garajonay-Gipfel auf La Gomera wirkt unordentlich, verwunschen, unzugänglich, ganz und gar verwirrend. Doch das Wegenetz ist gut ausgeschildert, und letztlich ist diese kanarische Wanderregion auch nicht sehr groß. Rund ein Zehntel der knapp 370 Quadratkilometer kleinen Insel ist von Urwald bewachsen. Am Waldrand oder in Lichtungen eröffnet sich immer wieder ein atemberaubender Blick auf den Berg Teide der Nachbarinsel Teneriffa, über endlosen Ozean oder auf Häusergruppen und wilde Palmenhaine, die auf halber Höhe an Steilhängen kleben und wachsen.

Wer in dem Nationalpark und Unesco-Welterbe der Menschheit wandert, unternimmt nicht nur einen Ausflug in eine märchenhaft wirkende Welt, er macht auch eine Zeitreise. Der dichte, niedrige Wald ist ein lebendes Fossil, einer der wenigen verbleibenden Urwälder Europas. Er ist typisch für die atlantischen Regionen des gemäßigt subtropischen Klimas: Nicht nur auf den Kanaren, auch auf den Azoren und auf Madeira sind Laurisilva-Wälder gewachsen. Ewig feucht und ewig mild ist es dort. Dabei bietet La Gomera besonders günstige Bedingungen für diese Üppigkeit. Denn die Passatwinde des Südatlantiks treiben der Insel jeden Nachmittag von Norden Wolken mit feuchter Luft entgegen. Die bleiben an dem knapp 1500 Meter hohen Garajonay-Gipfel hängen, die Luft kühlt sich ab, zieht sich zusammen und setzt unendlich viele Wassertröpfchen frei: Gomeras bekannter "horizontaler Regen". Der nährt nicht nur den Baumteppich in der Höhe, sondern die ganze kreisrunde Insel, ihre Schluchten und Kessel, ihre Hänge und Pässe. Wie Zitronensaft in einer Presse suchen sich Sturzbäche, Wasserfälle und Rinnsale den Weg nach unten. Würden die Menschen das Wasser nicht kanalisieren und sammeln, strömte es tagtäglich ins Meer. Dieser Wasserkreislauf hält La Gomera seit rund zwei Millionen Jahren am Leben. Damals ist der Garajonay-Vulkan erloschen.

Den Passatwinden hat Teneriffas kleine Nachbarin also ihr Millionen Jahre altes Naturrelikt zu verdanken. Und sie machen aus La Gomera die wasserreichste Insel des kanarischen Archipels. Reich war das Eiland dennoch nie. Denn die stark zerfurchte Insel - sie wird auch "die Unzugängliche" genannt - lässt sich nicht leicht bebauen. Treppenartig angelegte Terrassen durchziehen mancherorts die Hänge wie Falten, und wer auf diesen schmalen Feldern der fruchtbaren Lavaerde Essbares abringen will, der muss ein Klettermax sein.

Deshalb haben Tausende von Gomeros in mehreren Auswanderungswellen ihre Heimat verlassen. Sie haben sich besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Teneriffa, in Venezuela oder auf Kuba verdingt. Doch seit ein paar Jahren kehren sie wieder zurück, den Passatwinden sei's gedankt.

Denn dass Wandern dem modernen Menschen ein Freizeitspaß ist, das kommt den rund 20.000 Einheimischen heute zugute. Sie leben neuerdings nicht mehr von Saat und Ernte am Steilhang, sondern vom Tourismus - vor allem vom Wandertourismus in ihrem Urwald. Denn Strände hat die steinige Schönheit nur wenige, und die sind von schwarzem, groben Kiesel bedeckt. Wer es sich darauf gemütlich machen kann, ist entweder Fakir oder Hippie. Letztere haben La Gomera vor rund 40 Jahren entdeckt und bilden, neben den neuerdings gesichteten Wanderern, die erste Gruppe von Gomera-Fans.

Ganz im Sinne alternativer Aussteiger und ruhesuchender Naturliebhaber gestaltet sich ein Urlaub auf La Gomera. Man kann ihn sogar ganz ohne Auto organisieren, vorausgesetzt man liebt die Fahrten in hellgrünen Kleinbussen ("Guaguas") zwischen freundlich miteinander plaudernden Kleinbauern und Dörflern, die auf dem Markt des Hafenortes San Sebastián Kartoffeln und Tomaten verkaufen wollen oder dort einen Termin beim Facharzt haben. Gut ausgebaute Straßen, moderne Busse und erfahrene Fahrer machen diese Art der Inselerkundung zu einem entspannenden Erlebnis. Wer ein Auto mieten will, muss sich mit engen Kurven, starkem Gefälle und einer anderen Art der Distanzberechnung anfreunden. Gomerische Kilometer sind länger als resteuropäische: Hier braucht man für 30 Kilometer locker 45 Minuten.

Die Bushaltestellen der sieben Linien sind wanderfreundlich gesteckt: Viele Stopps liegen an strategischen "Einstiegsstellen" zum Urwald. Die Busfahrer halten ihre Fahrpläne ein und sind auch beim Abholen an anderer Stelle verlässlich. Dieses öffentliche Busnetz wird von vielen Wanderern genutzt und ist Teil eines nachhaltigen Erschließungsplans, den die Gomeros befolgen. Sie befürworten verkehrsarme Straßen und Wanderwege, denn sie wissen, dass genau darin der Reiz ihrer Heimat liegt: Nur ein ungestörter Urwald ist ein richtiger Urwald. (Brigitte Kramar/DER STANDARD/Printausgabe/07.08.2010)