Mehr als ein Vierteljahrhundert nachdem Umweltschützer in der Stopfenreuther Au der Regierung den Bauverzicht auf das Donaukraftwerk Hainburg und die Errichtung des Nationalparks Donauauen abgetrotzt haben, hegt die Grünen-Umweltsprecherin Christiane Brunner schwere Zweifel, ob die Regierung den richtigen Umgang mit der Umweltbewegung gelernt hat.

Anlass ihres Ärgers ist eine Anfragebeantwortung durch Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ)zu den geplanten Baggerversuchen, die das Flussbett der Donau bei Bad Deutsch Altenburg verändern und Auwald im Nationalparkgebiet zerstören werden. Brunner hatte Bures unter anderem gefragt, was diese Eingriffe wohl im Einzelnen kosten würden. Antwort: "Diese Maßnahmen wurden integrativ, unter Berücksichtigung der gegenseitigen Einflüsse, geplant. Daher ist eine getrennte Darstellung der Kostenanteile nicht möglich."

Bures und Berlakovich wehren sich gegen Vorwürfe

Bures geht auch auf den sogenannten "Leitungsausschuss" der "Via Donau" ein - ohne allerdings zu erwähnen, dass in diesem Leitungsausschuss jene Wissenschafter sitzen, die auch für den Nationalpark tätig sind:"Die Aufgaben des Leitungsausschusses gehen über die eines ‚beratenden Gremiums‘ weit hinaus. Im Rahmen der Fachgruppen wurden Fachexpertisen erstellt, diskutiert und nach Durchführung eines Moderationsverfahrens weiterentwickelt." Unvereinbarkeiten sieht sie nicht.

Diese Meinung wird vom Lebensministerium von Nikolaus Berlakovich (ÖVP) geteilt: "Den Vorwurf der Befangenheit der Mitglieder halten wir für nicht gerechtfertigt. Die Professoren Grabherr, Jungwirth und Schiemer sind im Leitungsausschuss der ‚via donau‘ vertreten, um dort Know-how der Auenökologie einzubringen und die Planungen im Sinne der Nationalparkentwicklung zu beeinflussen."

Fluss soll scheibchenweise verändert werden

Brunner hält dies für einen schwachen Ersatz für die Umweltverträglichkeitsprüfung, die bei dem Projekt durch eine geschickte (kleine) Dimensionierung vermieden worden ist. Offenbar solle scheibchenweise der Zustand des Flusses verändert werden. Daran vermögen die Planer nichts Böses zu erkennen: Denn schließlich soll der Versuch ja die Erkenntnis liefern, ob und wie man die gesamte Fließstrecke der Donau östlich von Wien umweltverträglich ausbauen und gleichzeitig die hydrologischen Verhältnisse in der Au verbessern könnte.

Nur diesem Zweck diene auch die Rodung von Bäumen, die derzeit am Flussufer stehen - sie müssten zum Rückbau gefällt werden. (Conrad Seidl, DER STANDARD-Printausgabe, 10.8.2010)