Wien - Walter F.* war auf dem aufsteigenden Ast. Sein Arbeitgeber, ein Medienunternehmen, hatte ihm eben einen Führungskräftevertrag und damit mehr Gehalt angeboten. Doch dann traf F. eine für seine Laufbahn fatale Entscheidung: Er wurde Vater - und entschloss sich, in Karenz zu gehen.

Der Aufstieg war damit zu Ende. Von einem Potenzialtraining wurde F. ausgeschlossen, der in Aussicht gestellte Aufgabenbereich schrumpfte jäh - er sei nie als Führungskraft vorgesehen gewesen, hieß es plötzlich. Als der Angestellte trotzdem die Karenz antrat und auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft einschaltete, eskalierte die Situation. Bei seiner Rückkehr war der Arbeitsplatz besetzt, der EDV-Zugang gesperrt. Letztlich bekam F. die Kündigung.

Karriereknick, Abstellgleis, im Extremfall der Rauswurf - dieses Schema ist Sandra Konstatzky, Juristin bei der staatlichen Gleichbehandlungsanwaltschaft, die im Fall F. eine Diskriminierung feststellte, wohlvertraut. Immer wieder beschweren sich Väter, die im Job geschnitten werden, weil sie für ein paar Monate heim zu den Kindern wollen. Nach wie vor litten zwar vor allem Frauen unter derartiger Diskriminierung, weil diese öfter in Karenz gingen, sagt Konstatzky, "doch die Sanktionen der Arbeitgeber fallen bei Männern tendenziell schärfer aus".

Karenzwillige Väter seien häufiger in den oberen Unternehmensetagen anzutreffen, meint die Anwältin - und stießen gerade dort auf besonderes Unverständnis ihrer Bosse. Freiwilliges Windelwechseln passe eben nicht zum Klischee des jungen, dynamischen Managers, für Väter sei die Paraderolle des rund um die Uhr arbeitenden Ernährers vorgesehen. Überdies liest Konstatzky aus den ihr bekannten Schikanen durch Firmenchefs eine Drohbotschaft heraus: "Ihr Männer fangt nicht auch noch damit an, euch aus der Arbeit davonzustehlen."

Die Gleichbehandlungsanwaltschaft bietet für Einzelfälle kostenlose und streng vertrauliche Unterstützung an, quantifizieren kann sie das Problem nicht. Auf nicht gerade väterfreundliche Bedingungen deutet jedenfalls die Karenzstatistik hin: Derzeit sind gerade einmal fünf Prozent aller Kindergeld-Bezieher Männer. 

Die schlechte Quote führen Kritiker auch auf andere Probleme - niedrigere Frauengehälter, zu wenig Kinderbetreuung - zurück. Doch selbst Unternehmensvertreter wie die Industriellenvereinigung räumen ein, dass willigen Vätern mitunter Steine in den Weg gelegt würden. Die Bandbreite, sagt Arbeitsexperte Andreas Gruber, reiche von "blöd angeschaut werden" bis zum „Stopp auf der Karriereleiter". (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)