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Geht es um einen Konflikt zwischen zwei großen Herstellern in einer spezifischen Sparte der IT-Industrie wird schnell mal auf eine der wohl bedeutsamsten Auseinandersetzung der Computerbranche verwiesen: Mac vs. PC. Ein Vergleich, der sich immer dann besonders anbietet, wenn Apple einer der Beteiligten ist, entsprechend also beim aktuellen Wettstreit zwischen dem iPhone und der Armada von Android-Smartphone gerne mal bemüht wird.

Historische Anklänge

Immerhin sind oberflächlich betrachtet gewisse Ähnlichkeiten nicht zu übersehen: In den Achtziger Jahren hatte Apple mit seinem Macintosh den Computermarkt dominiert, wurde in Folge aber von der Microsoft-Welt mit wesentlich kostengünstigeren Rechnern überrollt. Nicht zuletzt Apples - bis auf eine kurze Episode in den Neunziger Jahren - konsequente Weigerung sein Mac OS an andere Hersteller zu lizenzieren hat den Computermarkt so geformt wie er heute strukturiert ist: Mit Microsoft als klar bestimmender Macht und Apple in einer Nischenposition. Eine Verschiebung, die so manche MarktbeobachterInnen erneut am Horizont aufziehen sehen, immerhin erlebt Android derzeit einen geradezu kometenhaften Aufstieg, mittlerweile werden in den USA bereits mehr neue Smartphones mit Googles Betriebssystem verkauft als mit der Apple-Lösung.

Unterschiede

Doch so verlockend der Vergleich mit der Zeit der Mac vs. PC-Kriege auch sein mag, dürfen doch einige zentrale Unterschiede nicht vergessen werden, wie Wired nun in einem aktuellen Artikel herausstreicht. So war einer der ausschlaggebenden Nachteile Apples im Computermarkt der erheblich höhere Preis der eigenen Geräte im Vergleich zur Konkurrenz. Ein Faktor der bei Android vs. iOS aus mehreren Gründen nicht ähnlich stark zum Tragen kommt: So wurden für Mac-Rechner anfänglich fast alle Komponenten selbst gebaut, was erheblich höhere Produktionskosten zur Folge hatte, eine Situation in der man mit der breiten Masse der PC-Hersteller kaum mithalten konnte. Später setzte man dann mit den PowerPC-Prozessoren noch jahrelang konsequent auf einen eigenen Weg, der nicht nur kostspielig war, sondern am Schluss aller Steve-Jobs-Rhetorik zum Trotz unübersehbare Performance-Nachteile einbrachte.

Hardware

Ganz anders hier die Situation im Smartphone-Markt: Mit den ARM-CPUs setzt man auf die selbe Architektur wie die Konkurrenz, auch bei den restlichen Komponenten positioniert sich das iPhone 4 an der Spitze der aktuellen Smartphone-Riege - oder zumindest knapp daran. Ein zweiter Faktor ist aber vielleicht sogar noch ausschlaggebender: Selbst wenn so manches Android-Gerät deutlich kostengünstiger als ein iPhone ist, wirkt sich diese Differenz nur begrenzt aus: Immerhin werden Smartphones zum allergrößten Teil fix mit Mobilfunkverträgen verkauft - die auch einen Großteil der Kosten ausmachen.

Verfügbarkeit

Und doch: Auch wenn all diese Unterschiede dargelegt sind, so sieht Wired trotzdem herausfordernde Zeiten auf Apple zukommen - so man denn zentrale Entscheidungen nicht revidiert. Als wichtigsten Vorteil für Android erachtet man dabei die große Vielfalt, dies nicht nur in Hinblick auf die Spannbreite der verfügbaren Geräte sondern auch auf die Verfügbarkeit bei unterschiedlichen Providern. Die breite Masse der KundInnen wähle ihr Mobiltelefon direkt im Shop des jeweiligen Anbieters aus, oft auch nach der Qualität der Abdeckung in einer gewissen Gegend - oder nach den Entscheidungen des eigenen sozialen Umfelds. Gerade in den USA steht hier Apple vor einem echten Problem, ist man dort doch exklusiv an AT&T gebunden - und damit nicht einmal an den größten Anbieter. Langfristig könne Apple nur dann eine echte Chance gegen Android haben, wenn man so schnell wie möglich versucht überall dort, wo ein Google Smartphone verkauft werde, ein iPhone gleich direkt daneben zur Wahl zu stellen, attestiert das Magazin.

Dominanz

Natürlich könnte sich Apple auch auf das oberste Segment des Markts konzentrieren, und es sich dort in einer - finanziell äußerst lukrativen - Nische gemütlich einrichten. Eine Perspektive mit der sich aber gerade Firmenchef Steve Jobs wohl kaum zufrieden geben wird, wie Wired überzeugt ist: Mit dem iPod habe man gezeigt, dass man einen Markt in jeglicher Hinsicht dominieren kann - für Smartphones wird man sich da nicht wieder in die gewohnte Nische zurückdrängen lassen. (red, derStandard.at, 09.08.10)