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Elena Kagan, neuestes Mitglied des US-Höchstgerichts.

Foto: APA/EPA/J. Scott Applewhite

Schon in der High School hatte Elena Kagan ein ehrgeiziges Ziel formuliert: Mitglied des Obersten Gerichtes der USA zu werden. Im Jahrbuch der Schule ließ sie sich zum Schulabschluss in Robe und mit einem Hammer in der Hand abbilden.

US-Höchstrichter sind mehr als bloße Juristen. Ihre Entscheidungen tragen politisches Gewicht. So waren es etwa eine Entscheidung des Supreme Court im Fall "Roe vs. Wade" im Jahr 1973, die das Verbot der Abtreibung in den USA zum Fall brachte. Kagan ist erst die vierte Frau von bisher 112 Höchstrichtern. Ihre Kollegin Sonia Sotomayor wurde selbst erst vor wenigen Monaten von Präsident Barack Obama bestellt.

Bereits in jungen Jahren zeigte Kagan ihren Geschmack für Auseinandersetzungen. Aus einer jüdischen New Yorker Familie stammend, brachte sie ihren Rabbi dazu, bei ihrer Bar Mitzwa gewisse Teile der Zeremonie auszulassen, die sie als frauenfeindlich empfand. Später erwirkte die jugendliche Raucherin, dass Schülerinnen ihrer High School das Qualmen in einer Toilette erlaubt wurde. Auch an ihrer Alma Mater, der Eliteuniversität Princeton, waren für sie als Chefredakteurin einer Studentenzeitung rege Debatten Teil ihres Alltags.

Politisch tendiert die mit 50 Jahren jüngste Höchstrichterin klar nach links. Während ihrer Studienzeit half sie in mehreren Wahlkampagnen der Demokraten, später diente sie der Regierung von Präsident Bill Clinton als Beraterin. Dort bekämpfte sie unter anderem den Einfluss großer Tabakkonzerne und die laxen US-Waffengesetze. Später war sie Dekanin der Rechtsfakultät der renommierten Uni Harvard.

Nach dem Amtsantritt von Obama im Jahr 2009 setzte sie dieser als Vertreterin der Regierung beim Obersten Gericht ein. Die beiden hatten einander Anfang der Neunziger auf den Fluren der Universität Chicago kennengelernt, wo beide Jus lehrten.

Kritiker monieren an Kagan vor allem ihre Unerfahrenheit als Richterin, und ihre angebliche Neigung zur breiten Auslegung der Macht der Bundesregierung. Dies macht ihr den Zorn der "Tea Party" und der oppositionellen Republikaner gewiss. Kagan gilt aber unter Kollegen als Pragmatikerin, die auch mit gemäßigten Konservativen "kann" und nicht übermäßig ideologisch entscheidet. Mit ihrer Neigung zum Konsens, ihrer großen sozialen Gabe und ihrer Fähigkeit zum Hinhören, schreibt die New York Times, ähnle sie damit durchaus dem Präsidenten selbst. (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 09.08.2010)