Köln - Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat die Sperre für einen 30 Jahre alten Film des Aufdeckerjournalisten Günter Wallraff (67) über die "Bild"-Zeitung aufgehoben. Das sagte am Samstag eine Sprecherin des Senders in Köln. Sie bestätigte damit einen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Ausschlaggebend für die Entscheidung sei aber nicht ein Schreiben von Springer-Chef Mathias Döpfner gewesen, das der WDR im Wortlaut gar nicht kenne, betonte sie.

Vielmehr habe man sich das Material einfach noch einmal angesehen und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Sperre nicht mehr nötig sei. Im Frühjahr waren aus einem WDR-Beitrag über Wallraff noch kurz vor der Ausstrahlung Szenen herausgeschnitten worden, die aus dem gesperrten Film "Informationen aus dem Hinterland" stammten. Wallraff warf dem WDR daraufhin "Selbstzensur" vor.

Wallraff hatte sich 1977 als Reporter Hans Esser bei der Boulevardzeitung eingeschlichen und über seine Erfahrungen den Bestseller "Der Aufmacher" geschrieben. Darin prangerte er die Praktiken der meistgelesenen deutschen Zeitung als "menschenverachtend" an. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, hat Döpfner, der Chef des Medienhauses Axel Springer ("Bild", "Die Welt"), in einem Brief an Wallraff ausgeschlossen, dass der Verlag heute noch rechtliche Schritte gegen den Film unternehmen würde. (APA/dpa)