Frankfurt/Main - Vor Beginn des neuen Schuljahres beklagen Lehrerverbände in Deutschland einen dramatischen Pädagogenmangel an den Schulen. Der Deutschen Philologenverband schätzt die Zahl der fehlenden Lehrkräfte auf rund 45.000. "So groß war der Lehrermangel in Deutschland noch nie", sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Abhilfe sollen pensionierte Lehrer und Quereinsteiger schaffen. Für junge Leute ist das Lehramtsstudium trotzdem keine Jobgarantie, denn es kommt auf die Schulform, das Fach und die Region an.

Besonders dramatisch ist nach Angaben von Meidinger die Lage in den Bereichen Naturwissenschaften und Mathematik, wo bis zu 30.000 Pädagogen fehlen. So hätten beispielsweise die 300 staatlichen Gymnasien in Bayern 460 Mathematiklehrer für das Schuljahr angefordert, bekommen hätten sie aber nur 180. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, sieht die Ursache für den gravierenden Mangel an Lehrern darin, dass in den 1970er Jahren wegen des Geburtenbooms extrem viele Pädagogen eingestellt wurden, die nun aus dem Beruf ausscheiden. Kraus sprach sich dafür aus, den Bedarf an Lehrern mit pensionierten Kräften auszugleichen. "Jedoch müssen die Bedingungen attraktiver gestaltet werden", forderte er. Quereinsteiger hält der Verbandspräsident nur bedingt für eine Lösung, bevor der Unterricht ganz gekürzt oder die Klassen vergrößert werden müssten.

Um zukünftig den Lehrermangel zu bekämpfen, forderte Kraus die Kultusminister der deutschen Bundesländer auf, differenziert nach Fächern, Schulformen und Regionen Bedarfsprognosen zu erstellen. Denn häufig wüssten viele Berufsanfänger nicht, wo der Bedarf am größten sei, betonte er. Meidinger sprach sich für eine bundesweite Lehrerbörse zur Bündelung von Stellenangeboten aus, denn häufig würden sich die Bewerbungsfristen in den Ländern oder deren Bedarfsmöglichkeiten unterscheiden. Aus der Kultusministerkonferenz hieß es, dass derzeit an einer Umfrage zum Einstellungsbedarf und Angebot in den Ländern gearbeitet werde. (APA)