Foto: Montage/source Youtube

Die Seite sieht so aus wie die Internetplattform Youtube. Nur tragen die Videos bei youporn.com etwas andere Namen: Die Clips heißen hier "Monica is cute as fuck and her boyfriend knows it" oder "She loves sucking my cock" . Tausende Sexvideos, die sich jeder in vernünftiger Qualität ansehen kann. Unzählige Subkategorien, "anal" , "hairy" , "shemales" und "Milf" . Sex zu zweit, in der Gruppe, mit und ohne Spielzeug, outdoor und indoor, nur wenige Minuten oder in Spielfilmlänge: Das sind die Zutaten, die Pornoseiten wie Youporn, Xhamster und Redtube zu den erfolgreichsten Seiten im Internet gemacht haben. Bis zu 60 Millionen Klicks hat Youporn an einem Tag.

Nach Schätzungen gibt es über 400 Millionen Seiten im Netz mit pornografischem Inhalt. Dem Serviceanbieter Alexa zufolge finden sich unter den 100 meistbesuchten Internetsites fünf Gratissexseiten. Sie haben die Pornobranche stark verändert. In Deutschland ist etwa der Markt für klassische Pornofilmproduzenten um 30 Prozent und mehr eingebrochen. Was früher viel gekostet hat, kann man sich jetzt mit ein paar Klicks holen.

Wer steckt hinter Youporn und Co?

Wirksamen Jugendschutz gibt es nicht. Während sich Psychologen, Sexualforscher und Medien den seelischen Folgen dieser Freizügigkeit widmen, ist bis heute meist unklar, wer hinter Youporn und Co steckt.

Denn die Macher der Seiten halten sich seit Jahren erfolgreich bedeckt. Die Suche nach den Urhebern führt zuerst nach Kalifornien: Vor etwa fünf Jahren ist die erste Gratispornoseite Youporn im Internet aufgetaucht. Im Oktober 2007 widmete sich das US-Wirtschaftsmagazin Portfolio dem Thema. Das Magazin berichtete damals über einen Kalifornier namens Stephen Paul Jones und einen Malaysier namens Zhe Hong Lim, die Youporn gegründet haben sollen. Tatsächlich haben die beiden das Unternehmen hinter Youporn - die Midstream Media International - auf der Antilleninsel Curaçao registriert.

Stephen Paul Jones, der auf Anfragen zur Seite mit Klagsdrohungen antwortet, ist ein Mittvierziger mit Wirtschaftsabschluss von der Stanford University. Zhe Hong Lim war zur Zeit der Youporn-Gründung ein 22-jähriger Informatikstudent in Melbourne. Er soll seine Anteile inzwischen um Millionen verkauft haben.

Hinter Redtube steckt ein in der Branche unbekanntes Unternehmen namens Bright Imperial, Unternehmenssitz ist Hongkong. Das Unternehmen taucht nur als Klägerpartei in einem Rechtsstreit in Kalifornien auf, in dem es um Domainnamen ging. Namentlich bekannt ist aber nur die Anwaltskanzlei, die für Redtube auftrat. Für die Sexplattformen Xhamster und Pornhub lässt sich nicht einmal ein dahinterstehendes Unternehmen ermitteln.

Hobbynutzer, Raubkopierer

Wer also steckt hinter diesen Seiten? Eine Variante ist, dass die großen Pornoproduzenten selbst unter verstecktem Namen die Seiten betreiben. Oder die Pornoseiten wurden, ganz so wie einst Facebook, von jungen Studenten gegründet. "Das sind kleine Firmen, Drei- bis Fünf-Mann-Unternehmen ohne große Logistik. Die Wartungsarbeiten im Netz werden von einem Home-Office gemacht" , sagt Uwe Dittmann. Er ist Vertriebsleiter bei Magmafilm, einem führenden deutschen Anbieter von Erwachsenenpornos. Er ist seit 25 Jahren im Job, und seit eineinhalb Jahren surft er regelmäßig die Gratispornoseiten ab.

Die meisten Videos auf Youporn und Co laden die User selbst hoch, sagt Dittmann. Rund 700 Gratispornoseiten hat er gezählt - alle lassen sich auf fünf große Plattformen zurückverfolgen. Die Macher kennt auch Dittmann nicht genau. Aber er kommuniziert mit ihnen per Mail. Denn die Filme, die Hobbynutzer hochladen, sind oft Raubkopien. Findet Dittmann ein Video seiner Magmafilm, schreibt er eine Mail. "Ein paar Stunden später wird das Video gelöscht."

Feldversuch

der Standard macht den Feldversuch und wendet sich an fünf Gratisanbieter mit einem Fragenkatalog. Zur Überraschung antwortet tatsächlich ein Unbekannter im Namen von Xhamster. In perfektem Englisch und per E-Mail teilt er oder sie mit, dass Xhamster fünf Mitarbeiter beschäftigt. Der Firmensitz sei in Europa. Die Videos würden User auf die Seiten laden - wenn es Hinweise auf Kinderpornos gebe, lösche man die Filme sofort. Weitere Details gibt es nicht. Nur eines noch: Xhamster finanziere sich sehr erfolgreich durch Werbeeinnahmen.

Auch Jan Otzen, Direktor fürs Onlinegeschäft bei Beate Uhse, kennt die Macher der Gratispornoseiten nicht, aber auch er spricht von guten Geschäften. "Womit die Firmen Geld machen, sind die sehr hohen Besucherzahlen" , sagt Otzen. Werbebanner finden sich überall - und bei der Menge an Verkehr sind Chancen auf geldbringende Klicks hoch. Nicht alles ist gratis. Wer sich länger durchklickt, wird auch bei Youporn und Co mit Bezahlangeboten gelockt.

"Der Schein beim Gratisangebot trügt" , sagt Pornovertreiber Dittmann. Wer genau hinschaue, stelle fest, dass viele Videos mehrfach hochgeladen werden. Nach einer Zeit nütze sich der Reiz für Hardcore-User also ab. "Solange aber ständig Millionen User nachkommen, wird das Geschäft weiter boomen."(András Szigetvari, DER STANDARD Printausgabe, 6. Augut 2010)