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PSG-Anhänger beim Match gegen St. Etienne

Foto: APA/EPA

Paris  - Als erste der europäischen Top-Meisterschaften startete am Wochenende die französische Ligue 1. Die obersten Fußball-Bosse Frankreichs befürchten, dass das WM-Debakel der Nationalmannschaft auch negative Auswirkungen auf den Liga-Alltag haben wird. "Ich befürchte, dass die Fans nach den Ereignissen in Südafrika in Sachen Fußball desillusioniert sind", meinte Frankreichs Liga-Boss Frederic Thiriez. "Das war ein moralisches Desaster. Die Auswirkungen für den Profi- und Amateur-Fußball könnten erheblich sein. Dadurch könnten die Mitgliederzahlen der Klubs, die Zuschauerzahlen im Stadion und via TV und somit die Einnahmen sinken", befürchtete Thiriez, der deshalb forderte: "Wir müssen in aller Deutlichkeit reagieren und den französischen Fußball wieder auf die Beine stellen. Und zwar mit einer guten Show, echtem Geist und wahren Werten." Zudem kommt, dass gemäß "France Football" ein Drittel der Vereine schwere finanzielle Probleme hat.

Strenger Kurs

Statt der guten Show machten am Samstag jedoch wieder einmal die Problemfans von Paris St. Germain Schlagzeilen. Am Rande des Heimspiels gegen AS St. Etienne (3:1)  wurden 249 randalierende Anhänger vorübergehend festgenommen. Sie hatten nach Polizeiangaben am Pariser Prinzenpark-Stadion gewalttätig gegen neue Zugangsbestimmungen protestiert und andere Fans vor dem Spiel am Betreten der Arena hindern wollen. Augenzeugen berichteten, die Polizei sei nach Tätlichkeiten mit Tränengas gegen die Randalierer vorgegangen. Bei den vorübergehend Festgenommenen handelte es sich fast ausschließlich um PSG-Fans. Neun kamen in Untersuchungshaft, die weiteren Anhänger wurden wenig später freigelassen, teilte die Polizei mit.

Ein Sprecher des Innenministeriums begrüßte das harte Vorgehen der Polizei. Die neuen verschärften Sicherheitsbestimmungen waren nach diversen gewalttätigen Zwischenfällen bei PSG-Spielen eingeführt worden. Die neuen Maßnahmen sehen unter anderem vor, dass die Fans während der Spiele sitzen müssen. Das Reformsystem hatten zudem zur vorübergehenden Aussetzung des Ticket-Abonnementssystems geführt.

Sportlich haben sich die Pariser dank des 3:1 auf Tabellenplatz eins geschossen. Titelverteidiger Olympique Marseille blamierte sich hingegen zum Auftakt daheim gegen Aufsteiger Caen (1:2). Trainer Didier Deschamps forderte Verstärkungen, "nur so können wir wettbewerbsfähig bleiben". Auch Vizemeister Olympique Lyon enttäuschte mit einem 0:0 daheim gegen Monaco.

Favoritenfragen

Der finanziell potenteste Klub des Landes (trotz starker Kürzungen ein Budget von 150 Millionen Euro) geht geht als Mitfavorit ins Titelrennen. Im bisher äußerst ruhigen französischen Transfer-Sommer verpflichtete der Vizemeister bisher lediglich Stürmer Jimmy Briand um sechs Millionen Euro von Rennes. "Wir wollen den Titel zurückholen, gehen aber aufgrund der Wirtschaftskrise behutsam vor", meinte Präsident Jean-Michel Aulas. Neben Marseille zählen auch Bordeaux, mit seinem neuen Trainer Jean Tigana, Lille und das vorjährige Überraschungsteam Auxerre zum erweiterten Kreis der Titelanwärter.

Cupsieger Paris häuft dank der Unterstützung der Investment-Firma Colony Capital traditionsgemäß am meisten Schulden an. Dennoch scheinen nur wenige Fans Lust auf regelmäßige Besuche des Parc des Princes zu haben. PSG hat bis dato lediglich 2.000 Abos abgesetzt, zehnmal weniger als im vergangenen Sommer.  (APA/Reuters/red)