Das Gegenteil von gut? Ist gut gemeint. Beim Umgang mit Menschen mit Behinderung wird oft nach diesem Prinzip vorgegangen. Es ist klar, dass Randgruppen Schutz brauchen. Ausgleichstaxen, die Firmen bestrafen, die keine behinderten Menschen einstellen, sind wichtig. Und die Taxen gehören noch erhöht. Unternehmen werden sich ab einer gewissen Höhe nicht mehr davon freikaufen wollen, sie anzustellen.

Der besondere Kündigungsschutz ist hingegen kontraproduktiv. Behinderte Menschen sollen genauso entlassen werden können, wie andere Arbeiter auch. Dieser Kündigungsschutz, der es Arbeitgebern bereits nach sechs Monaten unmöglich macht, eine Kündigung auszusprechen, ist eine zu hohe Hürde, die letztendlich zum Nachteil der Behinderten wird. Sie werden erst gar nicht eingestellt.

Es geht nicht darum, behinderte Menschen mit Samthandschuhen anzufassen. Es geht darum, ihnen Platz in der Öffentlichkeit zu geben und ihnen dieselben Chancen zu eröffnen, die andere haben. Andernfalls wird die Kluft zu jenen, die meinen, "normal" zu sein, nur größer.

Ohne Integration funktioniert das Zusammenleben nicht. Gefordert sind Schulen, Unternehmen und politische Parteien. Als im Parlament vor einem Jahr die erste gehörlose Politikerin angelobt wurde, war die Aufmerksamkeit groß. Das ist gut so. Nur wenn etwas sichtbar wird, wird sich auch etwas ändern. (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2010)