Istanbul - Der Streit um das islamische Kopftuch hat in der Türkei neue Spannungen zwischen der religiös geprägten Regierungspartei AKP und führenden VertreterInnen des Laizismus ausgelöst. Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer und der türkische Generalstab boykottierten am Mittwochabend einen Empfang des AKP-Parlamentspräsidenten Bülent Arinc aus Anlass des Unabhängigkeitstages. Auch die Oppositionspartei CHP blieb dem Empfang fern.

Boykott nicht zu verhindern

Sie wollten damit ein Zusammentreffen mit der Ehefrau von Arinc vermeiden, die ein Kopftuch trägt. Arinc und andere führende AKP-Politiker wie Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatten vor dem Empfang zwar erklärt, ihre Ehefrauen würden zu Hause bleiben, konnten damit den Boykott aber nicht mehr verhindern.

Erdogan sagte zu dem Boykott, die Nation werde denen, die den Feiertag missbrauchen wollten, nicht verzeihen. Die AKP wird wegen ihrer Wurzeln im politischen Islam von Sezer und dem ebenfalls strikt laizistischen Militär argwöhnisch beobachtet. Arinc hatte schon im vergangenen Jahr für einen Eklat gesorgt, indem er sich bei der Verabschiedung des Staatspräsidenten zu einer Auslandsreise von seiner Frau begleiten ließ.

Kopftuchtragen verboten

Bei den GegnerInnen der Islamisten gilt das Kopftuch als wichtigstes Symbol des religiösen Lagers; in staatlichen Gebäuden wie dem Parlament und den Universitäten ist das Tragen von Kopftüchern deshalb verboten. (APA/AFP)