MALIA Yellow Daffodils (Sony)

Gute Güte! Der laszive Bar-Jazz, den die in London lebende Afrikanerin Malia auf ihrem Debüt präsentiert, rechtfertigt Vergleiche mit so überlebensgroßen Vorbildern wie Billie Holiday oder Sarah Vaughan. Nonchalante Arrangements werden in Herzblut getränkt, von behutsamen Bläsern umgarnt und instinktsicheren Rhythmen angerichtet. Egal, ob Malia tempomäßig anzieht wie im atemberaubenden I Believe In Roses oder in Balladen, die im Midtempo erblühen. Gänsehaut und Begeisterung! Man weiß gar nicht, was zuerst kommt. Was für eine Stimme! Was für eine Platte! (flu)

Foto: Sony

KENNY BROWN Stingray (Fat Possum/Edel)

Im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen des verdienten Fat-Possum-Labels spielt Bleichgesicht Kenny Brown keinen Trümmer-Blues. Zwar gilt er als "Adoptivsohn" des Methusalem R. L. Burnside, anders als dessen spartanisch ausgerichtete Arbeit arrangiert Brown nahezu üppig. Was nicht bedeutet, dass hier das Reinheitsgebot verletzt würde. Brown unterfüttert seine Songs lediglich stärker mit Bass und Schlagzeug, fährt ab und an eine Orgel hoch oder spielt ausgiebig Slide. Dazwischen streut er akustische Songs ein wie etwa den Country-Hadern All I Want, für das John Convertino (Giant Sand, Calexico) die Trommeln rührt. Sehr lässig. Einzig Browns Stimme scheint in manchen Momenten seiner eigenen Musik nicht gewachsen. Aber die sind rar. (flu)

Foto: Edel

ISOLATION YEARS It's Golden (Ixthuluh)

Nachdem sich R.E.M. ja seit ihrem Album Document nicht mehr selbst erreichen, gibt es zum Glück Bands wie die Schweden Isolation Years: Wehmut und Veränderungswillen in der Stimme, ein gebildetes Herz im Torso und eine Band, die keine Sekunde nachlässt. Hörner, Akkordeon (Mechiko!) und elf göttliche Rocksongs mit zart countryeskem Charakter. Der neue Hauptmieter im CD-Player! Blöd ist nur, dass man mit CDs nicht kuscheln kann. (flu)

Foto: Ixthuluh

BEN HARPER Diamonds On The Inside (Virgin)

Eine virtuose Achterbahnfahrt durch die Geschichte schwarzer Musik bietet Ben Harper. Der Amerikaner erweist sich im Reggae eines jungen Bob Marley (also als man ihn noch hören konnte) als ebenso firm wie in ergreifenden Gospelballaden oder intimen Soulstücken. Mühsam wird es lediglich, wenn Harper der bessere Jimi Hendrix sein möchte und Schweinerocker ablässt, die eitel und deplatziert wirken. Zum Glück gibt es dafür ja die nötigen Tasten am Abspielgerät. (flu)

Foto: Virgin

THE MINUS 5 Down With Wilco (Hoanzl)

Die US-Country-Rocker Wilco luden sich hier prominente Gäste wie Peter Buck von R.E.M. ein, um sich ausgiebigst britischem Pop und luftigem Westcoast-Rock aus den späten 60ern zu widmen. Bestechende Melodien, klassisches Songwriting und eine Jahrhundertnummer wie Where Will You Go? sind die Ergebnisse. Hier hatte jemand viel Spaß im Studio. (flu, DER STANDARD/rondo/25/04/2003)

Foto: Hoanzl