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Foto: EPA/AFPI/Ahmad Al-Rubaye

Bagdad - Eine neu gegründete irakische Menschenrechtsgruppe ist in Bagdad auf zehntausende Geheimdokumente über Hinrichtungen, Festnahmen und Verhöre gestoßen. Die Akten würden in Gebäuden und Wohnungen von Mitgliedern der gefürchteten Sicherheitsdienste der entmachteten Regierung von Saddam Hussein sichergestellt, sagte der Gründer des Komitees zur Befreiung Gefangener, Ibrahim el Edrisi, am Dienstag in Bagdad. Die Dokumente könnten Aufschluss über das Schicksal zahlloser Vermisster aus der 24-jährigen Herrschaft Saddam Husseins geben. Zahlreiche Unterlagen seien allerdings von ehemaligen Funktionären oder Anhängern der entmachteten Regierung verbrannt worden.

Ein Zimmer in der luxuriösen Residenz eines ehemaligen irakischen Sicherheitschefs, in der die spektakulären Funde präsentiert wurden, enthielt nach Angaben eines AFP-Reporters mehr als 150 Aktenschränke voller Dokumente, von denen die meisten mit dem Hinweis "Streng geheim" versehen waren. Auch in einem anderen Raum stapelten sich die Akten. Ein Ordner enthielt die Hinrichtungsbefehle gegen 65 Menschen, denen im Jahr 1983 Verbindungen zu der schiitischen El-Dawa-Partei vorgeworfen wurden. Ein Militärgericht verurteilte die 21 bis 35 Jahre alten Iraker, die aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen kamen, zum Tod durch den Strang.

Eine andere Akte mit dem Vermerk "streng vertraulich" dokumentiert die Erschießung eines Mannes im Jahr 1989 wegen Fahnenflucht. Ein weiterer Ordner enthält demnach Sterbeurkunden aus den 90er Jahren, die in allen Fällen Tod durch Erhängen angibt. Laut Edrisi zählt das Komitee rund 150 freiwillige Helfer. Zur Sicherung und Sichtung der Akten sei aber die Hilfe ausländischer Organisationen notwendig, sagte er. (APA)