London - Es ist das wohl größte Rätsel des Alpinismus: Haben George Mallory und Andrew Irvine am 8. Juni des Jahres 1924 als erste Menschen der Welt den Gipfel des Mount Everest erreicht oder nicht? Nun könnte eine Studie im Fachjournal "Weather" (Bd. 65, S. 215) Licht ins Dunkel des historischen Gipfelsturms bringen.

Forscher um Kent Moore von der Uni Toronto in Kanada entdeckten nämlich in der Bibliothek der Royal Geographical Society in London die meteorologischen Aufzeichnungen der Expedition. Die Daten offenbarten, dass es am Tag des Besteigungsversuchs im Basislager zu einem Luftdruckabfall um 18 Millibar kam. Bereits 4 Millibar weniger am Gipfel würden zu akuter Sauerstoffunterversorgung führen, so einer der Autoren. Dazu kam, dass ein starker Sturm aufgezogen sein muss, der den Aufstieg zum Gipfel sicher nicht erleichtert habe.

Einen Blizzard beobachtete übrigens auch Expeditionskollege Noel Odell, der Mallory und Irvine folgte, ehe sie am Nachmittag des 8. Juni auf der Nordostflanke des Everest verschwanden. Odell meinte indes, dass der Sturm bald abflaute - weshalb dem Wetter in den bisherigen Rekonstruktionen der Tragödie kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 5. 8. 2010) )