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Die Nordketten-Bahn von Zaha Hadid prägt das Innsbrucker Stadtbild. Die Tiroler Landeshauptstadt ist nicht Weltkulturerbe.

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Wir hätten keine Rathaus-Galerien eines Dominique Perrault und kein Kaufhaus Tyrol von David Chipperfield. Und schon gar keine Sprungschanze oder Nordkettenbahn von Zaha Hadid" , sagt der Innsbrucker Grünen-Stadtrat Gerhard Fritz. Er freut sich immer noch darüber, dass es die Tiroler Landeshauptstadt im Jahr 2004 schlussendlich doch abgelehnt hatte, sich um den Unesco-Weltkulturerbe-Status zu bemühen.

Gegen den Innsbrucker Unesco-Antrag bildete sich 2004 auch eine Architekteninitiative. Ziel war es, aus dem Aufnahmeverfahren ehestmöglich wieder auszusteigen. Die Architekten fürchteten einen Stillstand in der Stadtentwicklung, sollte nur noch historisches Bauen, wie es die Unesco-Weltkulturerbe-Konvention von 1972 vorsieht, möglich sein. Durch das Prädikat des Weltkulturerbes werde eine "Käseglocke" über die Stadt gestülpt. Das geltende Denkmal- und Ortsbildschutzgesetz ließ damals erstmals Innovatives zu, wie etwa die Bergisel-Sprungschanze der irakisch-britischen ArchitektinZaha Hadid.

Obwohl unter Bürgermeister Herwig van Staa im Jahr 2000 der erste Brief an die Unesco geschickt wurde, begann zu dieser Zeit auch ein Umdenken in der Innsbrucker Stadtplanung. War die Ortskerngestaltung bis dahin rein "museal" ausgerichtet, wollte man um 2000 alte Baustrukturen zwar belassen, trotzdem aber auch erneuern. "Seit 2003 sind bei Umbauten in Innsbruck auch Architektenwettbewerbe vorgeschrieben" , sagt Fritz. Nur so sei es möglich, internationale Stars wie Hadid, Perrault, Chipperfield, aber auch den französischen Designer Philippe Starck - er plant ein neues Hotel in Innsbruck - zu gewinnen.

In welterbegeschützten Innenstädten müssen Architekten und Stadtplaner häufig Kompromisse eingehen. So fand in Graz erst der vierte Entwurf des Madrider Architekturbüros Nieto Sobejano Arquitectos für den Dachausbau des Kaufhauses Kastner & Öhler die Zustimmung der Unesco. Das Volumen der Dachzacken musste um ein Drittel reduziert werden, bevor sie den Kriterien der Welterbe-Schützer entsprachen.

Niedrigere Türme

In Wien wurde rund um den Neubau des Bahnhofs Wien-Mitte Unesco-Kritik laut - das Projekt wurde schließlich verkleinert. Derzeit liegen der Unesco zwei Sichtbarkeitsstudien zum Hauptbahnhof und den Kometgründen in Meidling vor. Die beiden Hochhäuser, die auf dem Areal des Hauptbahnhofs errichtet werden, werden um zwei Geschoße niedriger als die ursprünglich geplanten 88 Meter Höhe, um die Sichtachse aufs Belvedere nicht zu beeinträchtigen. Das Bauprojekt auf den Kometgründen mit einer Höhe von 73 Metern werde Schönbrunn nicht beeinträchtigen, heißt im Büro von Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP). Für die Unesco sollen allerdings 60 Meter akzeptabel sein. (Bettina Fernsebner-Kokert, Verena Langegger, DER STANDARD/Printausgabe, 04.08.2010)