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Ein Fahrzeug der Uno-Truppe patrouilliert in der libanesischen Ortschaft Aadaisse an der Grenze zu Israel, wo am Dienstag das Gefecht stattfand. Im Südlibanon ist die Hisbollah omnipräsent, hier in Form eines Plakats, das Hassan Nasrallah zeigt.

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Am Mittwoch setzte die israelische Armee die Arbeiten an der Grenze zum Libanon fort.

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Die Libanesen laut israelischen Angaben feuerten vier Schüsse aus Panzerabwehrwaffen ab, trafen aber nicht.

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Die Auseinandersetzung soll begonnen haben, als die Israelis versuchten, einen Baum, der laut libanesischen Sicherheitskreisen jenseits der umstrittenen Grenze stand, zu fällen. Der Zaun auf dem Bild ist nicht die als "blaue Linie" bezeichnete Grenze, gaben Nachrichtenagenturen am Mittwochabend bekannt.

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Ein libanesischer Mannschaftstransporter ging in Flammen auf

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Nach dem schweren Zwischenfall schwiegen am Mittwoch die Waffen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon wieder. Der Krieg der Worte geht jedoch unvermindert weiter.

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Beirut/Jerusalem/Kairo - Der Baum des Anstoßes ist gefällt. Mittwochfrüh haben israelische Soldaten den Baum entwurzelt, der am Vortag zu schweren Gefechten zwischen der libanesischen und der israelische Armee geführt hatte. Laut Angaben der UN-Stabilisierungstruppe Unifil (siehe Wissen) stand der Baum südlich der blauen Linie, das heißt auf israelischer Seite.

Weiters erklärte die Unifil, dass der Baum sich auf einem umstrittenen Territorium befunden habe, da in diesem Gebiet die libanesische Regierung ihre Vorbehalte gegen den Verlauf der blauen Linie angemeldet habe. Die blaue Linie wurde im Jahr 2000 von der Uno nach dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Libanon gezogen und wird von der Regierung in Beirut an mehreren Punkten nicht als Grenze akzeptiert. Deshalb, so der libanesische Informationsminister Tarek Mitri, wäre eine Koordination zwischen libanesischer Armee und Unifil angemessen gewesen, die es aber offenbar nicht gab.

Beide Seiten warfen sich gegenseitig Provokation vor, nachdem der israelische Versuch, den Baum mit einem Kran zu entfernen zu stundenlangen Schießereien geführt hatte, bei denen vier Menschen getötet wurden: zwei Soldaten und ein libanesischer Journalist sowie ein israelischer Offizier. Mehrere Menschen wurden bei den Gefechten in der Nähe des Grenzdorfes Aadaisse verletzt. Es waren die schlimmsten Auseinandersetzungen seit dem Krieg zwischen Israel und Hisbollah im Jahr 2006.

Überwachungskamera

Die Unifil, die den Waffenstillstand und die Einhaltung der UN-Resolution 1701 vom August 2006 überwacht, konnte die Einstellung des Feuers vermitteln und sorgte am Mittwoch dafür, dass die Israelis ihre Arbeiten durchführen konnten. Nach israelischen Meldungen sollte das Gelände gesäubert werden, um die Sicht für eine Überwachungskamera freizumachen.

Noch am Dienstag trat der Uno-Sicherheitsrat zu einer Sitzung zusammen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte Israel und den Libanon zu größtmöglicher Zurückhaltung auf und richtete an beide Seiten den Appell, mit der UN zusammenzuarbeiten, um die Spannungen zu entschärfen. Das libanesische Sicherheitskabinett hat am Dienstag beschlossen, die Alarmbereitschaft der Armee aufrechtzuerhalten. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak betonte, seine Truppen hätten maßvoll reagiert, und man wolle keine weitere Eskalation.

Die jüngsten Gefechte an der Grenze hatten eine neue Dimension. Sie fanden zum ersten Mal zwischen der israelischen Armee und regulären libanesischen Truppen statt, und nicht mit der schiitischen Hisbollah, die bis 2006 dieses Gebiet kontrolliert hatte. Arabische Beobachter haben aus dieser Tatsache geschlossen, dass Israel die libanesische Armee testen wollte, und die habe entschlossen reagiert. "Israel war sich bis jetzt sicher, dass Libanon sein Prügelknabe ist. Nun sollte es gelernt haben, dass ein Angriff auf seine Armee bedeutet, sich mit dem ganzen Land anzulegen und nicht mit der Hisbollah" , kommentierte der Chefredakteur des Beiruter Daily Star.

Waffen für den Libanon

Während der libanesische Premier Saad Hariri nach diesem Zwischenfall bei seinen Verbündeten um mehr Militärhilfe anfragt, berichtet die israelische Haaretz, das Land werde nun eine diplomatische Initiative einleiten, um die USA und Frankreich davon abzubringen, die libanesische Armee weiter aufzurüsten. Diese Waffen sollten dazu dienen, gegen die Hisbollah vorzugehen und nicht gegen Israel.

Die Hisbollah hatte sich am Montag nicht in die Kämpfe eingemischt. Generalsekretär Hassan Nasrallah erklärte aber bei einer Feier zum Sieg im Krieg von 2006, seine Kämpfer würden in Zukunft nicht tatenlos zusehen, sollte die libanesische Armee erneut angegriffen werden. (Astrid Frefel/DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2010)