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Die vielleicht denaturisierteste Variante von Fischgerichten erfreut sich anhaltender Beliebtheit: Fischstäbchen.

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Brüssel/London - Wer in der EU lebt und mehrmals wöchentlich Fisch isst, verhält sich seit dem 10. Juli nicht mehr nachhaltig: Eine Studie der New Ecomonics Foundation und der Umweltorganisation Pew Environment Group hat einen EU-Fischkalender erstellt, bei dem die Menge an Fisch, die nachhaltig gefangen oder gezüchtet werden kann, mit dem tatsächlichen Konsum gegengerechnet wird. Demnach essen die Europäer doppelt so viel Fisch, wie sie eigentlich dürften.

"Unsere EU-Fischfangflotten fahren um die ganze Welt, um Fische zu fangen. Das führt zu einer ökologischen Verschuldung der EU-Bürger", meint Mike Walker, Communications-Manager der Pew Environment Group. "Im Prinzip geht es darum, das EU-Fischereirecht gründlich zu reformieren und Fischerei endlich nachhaltig zu machen."

Europa nimmt anderen den Fisch weg

"Die zunehmende Abhängigkeit der EU vom Fischfang führt dazu, dass wir stark von Fischen außerhalb der Grenzen abhängig sind. Dieser Trend verschlimmert sich zusehends", erklärt Walker. "In Wirklichkeit nehmen wir anderen den Fisch weg. Dramatisch daran ist, dass auch die weltweiten Fischbestände bereits voll oder zumindest zum Großteil ausgebeutet sind."

Da der EU-Markt für Speisefisch der größte weltweit ist, ist er auch für Exporte aus Entwicklungsländern interessant. Das führt umgekehrt jedoch dazu, dass auch dort Überfischung zunimmt. Als weiterer Negativfaktor kommt die finanzielle Förderung für Fische hinzu, die keine Markttransparenz zulässt. "Die Aufrufe von Medizinern aus Gesundheitsgründen weniger Fleisch und mehr Fisch zu essen, erhöhen die Nachfrage nach dem wertvollen Gut noch mehr", erklärt Walker.

Orientierung für Konsumenten

Auch Fische und andere Meeresfrüchte aus Aquakulturen werden in die Berechnungen miteinbezogen, erklärt Walker. Auch hier müssen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. "Die EU fischt immer weiter weg von Europa in immer tieferen Regionen. Daher muss die Notbremse gezogen werden, ehe es zu spät ist."

Ziel ist es, eine Situation zu schaffen, in der EU-Bürger ohne schlechtes Gewissen Fisch einkaufen und sich sicher sein können, dass diese Fische nicht noch weitere Bestände dezimiert haben. "Wenn man heute im Supermarkt Käse kauft, braucht man auch keinen Einkaufsratgeber", beschreibt Walker das angestrebte Ziel. (pte)