Nach eineinhalb Jahrzehnten auf dem Balkan zieht sich die WAZ aus Südosteuropa zurück. Konzernchef Bodo Hombach kündigt im Handelsblatt den Komplettrückzug vom Balkan an: "Südosteuropa ist für uns kein Zukunftsmarkt." Der frühere EU-Beauftragte für den Balkan will künftig Medienbeteiligungen verkaufen, so die Bedingungen stimmen. "Wir können, aber müssen nicht verkaufen. Diese Freiheit führt dazu, dass wir es dann tun, wenn es profitabel ist" , sagt Hombach. Der deutsche Medienriese verkauft wegen "unfairer Bedingungen" und Korruption seine Medienbeteiligungen in Serbien. Noch in diesem Jahr wollen die Essener ihre Beteiligungen in Rumänien abstoßen.

Enge Verflechtungen zwischen Oligarchen und der politischen Macht würden den Markt vergiften, sagt Hombach. Besonders giftig ist es für die WAZ, wie berichtet, in Serbien. Veèernje Novosti berichtet von Geschäften mit zwei kriminellen Serben. "Für die WAZ ist kein Platz in Serbien" , erklärte ebendort Wirtschaftsminister Mladan Dinkić. Am Boulevardblatt halten die Essener Anteile.

Größte Geschäftsfelder

Seit der Ostöffnung nutzt die WAZ Expansionsmöglichkeiten, die ihr in Deutschland aufgrund kartellrechtlicher Vorschriften verboten sind. Aktiv ist die Gruppe in Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Albanien.

In Österreich sind die Verhältnisse nach Hans Dichands Tod weiterhin ungelöst. Zuletzt sorgte ein TV-Interview Eva Dichands für Verstörung. In dem Interview erklärte die Heute-Chefin, die WAZ habe Christoph Dichands Herausgeberschaft akzeptiert. Das sei nicht der Fall, antwortete die WAZ prompt. Ein Treffen davor zwischen Eva Dichand und WAZ-Manager Christian Nienhaus in einem Wiener Lokal missfiel den Krone-Gesellschaftern. (prie, DER STANDARD, Printausgabe, 3.8.2010)