Hommage à Kazuo Ono

Foto: Ziegler

Wien - Eine außerplanmäßige Aufführung findet heute, Dienstag, bei Impulstanz im Schauspielhaus statt: Ko Murobushi gibt eine Hommage à Kazuo Ono.

Als der Buto-Tänzer Kazuo Ono vor zwei Monaten 103-jährig starb, war die große Zeit des Buto, genannt "Tanz der Finsternis" , längst vorbei. Die von dem 1986 verstorbenen Tänzer Tatsumi Hijikata Ende der 50er-Jahre initiierte Tanzform hatte die Europäer vor allem während der Eighties in ihren Bann gezogen. Der Buto war von Hijikata als Opposition gegen den traditionellen japanischen Tanz und den Einfluss des Westens auf die japanische Kultur gedacht.

Kazuo Ono hatte sich vor dem Krieg an einer Vorstellung des deutschen Choreografen und Wigman-Schülers Harald Kreutzberg begeistert. Der Einfluss des Expressionismus sollte sich als genauso prägend auf seine künftige Arbeit erweisen wie seine Erlebnisse als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Als er 1949 erstmals auftrat, wurde er von Hijikata entdeckt und eingeladen, bei dessen Tanzgemeinschaft mitzumachen. Hijikatas Performances waren berüchtigt wild und skandalträchtig. Seine letzte Vorstellung gab Ono 2007 als Hundertjähriger.

Bei Hijikata hatte Ko Murobushi studiert, der den Tanz der Finsternis in den 70er-Jahren in Europa bekanntmachte. Murobushi gründete mit Carlotta Ikeda die Buto-Company Ariadone für ausschließlich weibliche Tänzerinnen. Sowohl Murobushi als auch Ikeda sind wiederholt in Wien aufgetreten. Ko Murobushi lehrt auch bei Impulstanz.

In Japan gilt Murobushi als jener Künstler, der Hijikatas Erbe lebendig hält. Wieder ins Gespräch gebracht hat den Buto in Europa der französische Choreograf Boris Charmatz mit einer Rebutoh-Initiative, die sich auch auf das Stück Product of Other Circumstances von Xavier Le Roy ausgewirkt hat, das demnächst bei Impulstanz zu sehen sein wird. (Helmut Ploebst, DER STANDARD/Printausgabe, 03.08.2010)