Es dürften die Aufräumungsarbeiten rund um die Kärntner Hypo Alpe Adria sein, die Jörg Haiders mutmaßliche Bankverbindungen in Liechtenstein ans Licht brachten. Hinweise darauf ergeben sich aus Rechtshilfeersuchen und dem Netzwerk rund um Haider, das zum Teil mit dem der Ex-Hypo-Bankmanager, ihrer Helfer und Kunden ident ist.

Brisanter Verdacht

In zahlreichen Kreditdeals der Bank, bzw. in den involvierten Gesellschaften, spielte etwa der Kärntner Steuerberater Hermann Gabriel eine Rolle. Er wird in etlichen Verfahren als Beschuldigter geführt. Der Verdacht lautet, dass Gelder abgezweigt wurden, es gilt die Unschuldsvermutung. In dem Zusammenhang jedenfalls wurden nun auch Konten in Liechtenstein geöffnet - und über die könnten Geldflüsse zu Haider-Konten geführt haben. Der Verdacht: Gelder aus mannigfachen Deals könnten dahin umgeleitet worden sein.

Gabriel war bis 2004 Partner in der Kanzlei des Klagenfurter Wirtschaftstreuhänders Günther Pöschl, Haiders privatem Steuerberater. Pöschl soll sich aus moralischen Auffassungsunterschieden von Gabriel getrennt haben.

Die Kärntner Netze sind jedenfalls dichtest geknüpft. Als einer der möglichen Zeichnungsberechtigten für die Haider-Konten etwa gilt Gerald "Gerry" Mikscha. Der heute 39-Jährige wurde Haiders "Buberlpartie" zugerechnet; Faktum ist, dass er zunächst sein Sekretär war und im April 2000 nach einem kurzen Gastspiel als FPÖ-Bundesgeschäftsführer zurücktrat. Er kündigte damals an, sein Studium an der Wiener Privatuni Imadec beenden zu wollen. Aus Österreich ist Mikscha inzwischen verschwunden, er lebt je nach Gerüchtestand am Genfersee oder in Monte Carlo. In wirtschaftlichen Belangen dürfte er Haider am nächsten gestanden sein, er fädelte auch die Besuche in Libyen ein - war doch sein Kontakt zu Gaddafi-Sohn Saif eng. Saif G. ist ebenfalls Imadec-Absolvent.

Mikscha und der Scheich

Mikschas Verbindung zur Hypo zeigte sich rund ums Jahr 2005. Als Konsulent einer Schweizer Gesellschaft tauchte er bei einem Riesen-Deal auf, den die Hypo an Land ziehen wollte. Ein saudischer Scheich plante, 500 Mio. Dollar nach Österreich zu bringen, um später einen Teil davon zu investieren. Als Bank für die offizielle Transaktion war die Hypo vorgesehen, bei der die Hälfte des Geldes für ein paar Jahre geparkt werden sollte. Nationalbank und Staatspolizei waren informiert. Der Deal misslang, man konnte nicht alle Sicherheitsfragen klären. FPÖ-Nationalratsabgeordneter und Anwalt Peter Fichtenbauer trat damals mit Mikscha auf.

Erzählungen, wonach Österreichs Ex-Börse-Guru Michael "Mike" Lielacher in die Finanzberatung der FPÖ unter Haider eingebunden war, bestreitet Lielacher. Mit Haider-Mitarbeiter Mikscha und Haiders Ex-Pressesprecher Karl Heinz Petritz hatte Lielacher aber allemal zu tun. Mikscha war Aufsichtsratschef des Radio-Betreibers Globalaudionet GmbH, der 2004 insolvent wurde und an dem Lielacher beteiligt war. Chef war Mario Fagitsch - ein Sprecher von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der heute in Monte Carlo lebt.

Bis 2004 waren Mikscha und Lielacher auch an der PR-Firma Challenger One Management und Consulting GmbH beteiligt, die heute Petritz alleine gehört.

Enge personelle Netze

An ihr war übrigens auch der einstige Haider- und FPÖ-Förderer Ernst Hofmann, ein steirische Unternehmer, beteiligt. Auch er durfte sich zum Fichtenbauer- und Mikscha-Freundeskreis zählen. Hofmann war zudem Aufsichtsratschef von Yline.

Chef der insolvent gewordenen Internetgesellschaft war Werner Böhm, der wiederum im Aufsichtsrat von FirstInex saß, jener New-Economy-Gesellschaft, die unter Grasser den Auftrag für die Neugestaltung der Homepage des Finanzministeriums bekam. (Ein FirstInex-Aktienpaket hat damals die Öffentlichkeit bewegt, weil es Grassers Vater erworben hatte.)

Von 45 auf 5 Millionen geschrumpft

Ein hartnäckiges Gerücht führt zudem zur ehemaligen RBB Bank (heute: Capital Bank). Dortige Fehlspekulationen Ende der Neunzigerjahre könnten dazu beigetragen haben, dass aus den ursprünglich 45 Millionen auf den mutmaßlichen Liechtenstein-Konten Haiders fünf Millionen geworden sind, wie es heißt.

Personelle Verflechtungen gibt es jedenfalls: Zum Beispiel hatte Unternehmer Hofmann gute Kontakte zur RBB, vor allem zu ihrem Chef Hans-Dieter Prentner. Der musste im Juli 2000 nach schief gelaufenen Deals gehen; Prentner (auch Ex-Vorstandsmitglied in Hofmanns Stiftung) ging weit und setzte sich nach Paraguay ab. Die schwer angeschlagene RBB wurde geteilt: Ein Teil ging in der Hypo auf, ein Teil in der Grawe.

Für Spannung ist nun gesorgt: Insgesamt wurden in Liechtenstein 45 Konten geöffnet, in Summe soll es um Beträge in dreistelliger Millionenhöhe gehen. (Renate Graber/DER STANDARD-Printausgabe, 2.8.2010)