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Auf den Schwingen dieser Jungvögel ruhen große Hoffnungen. Zoologen wollen den Habichtskäuzen zunächst die Gegend rund um Dürnstein und den Wienerwald schmackhaft machen. Ist das Heimatgefühl erst einmal wieder geweckt, sollte einer Verbreitung in Österreich nichts im Wege stehen.

Foto: APA/EGS-ARCHIV F. RESCH

Experten sehen gute Chancen für die Zukunft der Eule. 

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Linz - Ein dumpfes "Hu ... huhuhu". Betonung auf das erste "Hu", kurze Pause und dann die weiteren Silben tremolierend und im beschleunigten Tempo vorgetragen. Um diese Klangfolge wird im Idealfall künftig die heimische Flora und Fauna reicher sein. Es ist der markante Ruf des Habichtskauzes (Strix uralensis). Trotz vereinzelt vorkommenden Bruten - in Kärnten und in der Steiermark - gilt der Habichtskauz in Österreich als ausgestorben. Die ehemals größte Eule unserer Wälder verschwand gegen Mitte des 20. Jahrhunderts. Grund dafür war vor allem das Verschwinden des bevorzugten Lebensraumes der hochspezialisierten Mäusejäger, nämlich lichte Buchenmischwälder. In den damals üblichen Fichten-Monokulturen haben die Tiere mit einer Spannweite von rund 1,25 Meter wenig Platz zum Fliegen und Jagen. Zur Aufzucht der Jungen braucht der Baumhöhlenbrüter große, alte Bäume. Dazu kam, dass mitunter bei Flügen in Siedlungsnähe die Tiere von einer Gewehrkugel gestoppt wurden.

Mit Spannung blicken daher Wildbiologen zurzeit in regelmäßigen Abständen in die Baumwipfel im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürnstein. Dort wird nämlich seit gut zwei Jahren versucht, dem Habichtskauz die heimischen Wälder wieder schmackhaft zu machen. Mit Ende Juni wurden die letzten von insgesamt 50 Jung-Eulen ausgewildert.

Keine Wildfänge 

"Mittlerweile hat sich die Situation durch nachhaltiges Waldmanagement geändert. Statt ausschließlich Monokulturen kommen auch wieder Laubmischwälder auf", schildert Projektleiter Richard Zink vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) im Gespräch mit dem Standard den Grund für die Wiederansiedlungsversuche. Und es hätte vor allem auch ein Umdenken bei den Jägern stattgefunden. Zink: "Der Habichtskauz wird nicht mehr als Konkurrent im Revier gesehen."

Mit dem bisherigen Verlauf des bis zum Jahr 2012 anberaumten Projekts zeigt sich der Experte durchaus zufrieden. "Die Tiere haben sich alle gut eingelebt. Aber man muss Realist sein: Natürlich wird es Ausfälle geben - wie eben in der Natur üblich", so Zink. Eingezogen in die Wald-WG sind ausschließlich nachgezüchtete Jungvögel. "Damit mussten wir keine Tiere aus Wildpopulationen im Ausland entnehmen", erläutert Zink die aufwändige Projektvorbereitung. Und man setzt zurzeit noch auf All-inclusive im Mischwald: Nach einem notwendigen "Was ist eine Maus"-Training in einem Spezialvoliere steht den besenderten Jungvögeln zumindest in der Übergangszeit ein stets reichlich gedeckter Futtertisch sowie ein "Netzwerk von Nistkästen" (Zink) zur Verfügung. Doch auch unter Idealbedingungen kuscheln die seltenen Eulen offensichtlich nur selten. Zink: "Es dauert, bis sich ein Brutpaar findet." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 2. August 2010)