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Die American Hall im neuen K20 von Düsseldorf muss nun nicht mehr größeren Schauen weichen, die Pop-Art hat damit nun einen Fixplatz in der Kunstsammlung NRW K20.

Foto: EPA

Das K20, wie es genannt wird, überzeugt in neuer Größe und wird sich inhaltlich neu positionieren.

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Gigantisch groß war sie schon immer. Der deutsche Ministerpräsident Rüttgers sprach nach zweijähriger Sanierung und Erweiterung des Wechselausstellungsbereichs von der "heimlichen Nationalgalerie" . Größer und klarer strukturiert ist sie, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, kurz K20 genannt. Und vor allem ist sie wieder offen. Mit dem K21, dem nahen Kompagnon für aktuelle Kunst im Ständehaus, wird das K20 nun auch ein kostenloser Shuttle verbinden, Daimler-Benz sei Dank.

Die Zeichen der Zeit stehen auf Vernetzung, besonders auf strategische Bewältigung hoher Besucherzahlen auf dem obersten Level globaler Ausstellungsereignisse - dies abseits einer Meisterwerke-Kollektion von Beckmann, Picasso und Mondrian bis Bacon, Pollock, Warhol, Beuys und Scully. Dies war Armin Zweite, der dem verstorbenen Gründer Werner Schmalenbach folgte, bereits sehr früh klar.

Bereits 1990 hat der damalige Ministerpräsident Johannes Rau die Zusage für einen Ausstellungsanbau gegeben. Zweite war nicht nur einmal wegen der offensichtlichen politischen Finanzierungs-Trägheit kurz davor zu gehen. Nun aber endlich - nach zwei Jahren Umbau und erforderlichen 40 Millionen Euro, mit der NRW-Staatskanzlei als Bauherr und einer Vier-Millionen-Unterstützung der "Gesellschaft der Freunde" .

Im Fokus der Maßnahme stand ein neuer Ausstellungsbereich, der als langgestreckter, über 1000 Quadratmeter großer, stützfreier und über sechs Meter hoher Raumquader über ein weitläufiges Entree besuch- und bespielbar ist. Der Bornholmer Granit aus einem eigens reaktivierten dänischen Steinbruch fügt sich in der Außenanmutung mit Unterstatement dem Gründungsbau von 1986 ein, beauftragt war damit das dänische Architektur-Büro Dissing und Partner.

Die letzte freie Grundstücksbrache der Düsseldorfer Altstadt ist damit geschlossen.

Keine Enttäuschten mehr

Den bisherigen Wechselausstellungsbereich hinzugerechnet, kommt man auf rund 1700 Quadratmeter - die sogenannte Hauptnutzungsfläche des Gesamthauses liegt bei über 10.000 Quadratmetern. Die American Hall mit den Pop-Art-Größen muss nun nicht mehr für Ausstellungen geräumt werden. Zu Ende ist damit die Enttäuschung von Besuchern, die wegen Warhol, Rauschenberg und Co kamen, während diese aber wegen anderer Ausstellungen ins Depot verbannt waren. Man befindet sich mit dem Obergeschoß gleichzeitig in der ständigen Sammlung.

Klar wird, dass Marion Ackermann dynamischer mit der Sammlung umgehen und Gegenwartskunst sowie Klassische Moderne stärker aufeinander beziehen möchte. Wo früher die Grafik Julius Bissiers verwinkelt verdämmerte, entstand jetzt ein Laborraum, in dem zum Auftakt Karin Sander putzige, dreidimensionale Bodyscans von K20-Besuchern anfertigte. Und die Klee-Halle zerbarst beim Auftakt nahezu wegen eines begehbaren Heißluftballons des belgischen Künstlers Kris Martin: eine monumentale Raumskulptur. Im Außenbereich hat man seit 10. Juli Sarah Morris und Olafur Eliasson eingeladen, den K20-Remix zu veredeln.

Die K20-Kunstschätze mit ihrer enormen Menge an Schlüsselwerken des 20. Jahrhunderts wurden vom Nebeneinander in größeren Bereichen nunmehr in eine stärker separierte und blickkonzentriertere Raumstruktur überführt.

Inwieweit das jetzt verstärkt Zeitgenössische im K20 mit den genuin hochaktuellen Kunststrukturen des K21 kollidiert, bleibt abzuwarten. Auch Joseph Beuys wird - als Sammlungsbestandteil - derzeit noch als Joker behandelt. Der Grund: Im Rahmen der im September startenden zweiten Düsseldorfer Quadriennale will das neue K20 seine neue Ausstellungstauglichkeit mit Joseph Beuys (Parallelprozesse, 11. 9. 2010 bis 16. 1. 2011) unter Beweis stellen. (DER STANDARD/Printausgabe, 31.07./01.08.2010)