Nicht die Kernaufgaben eines Auktionshauses.

Foto: Belvedere / E. Würdinger

Etwas keck formuliert, scheint Österreich in den nächsten Jahren eine regelrechte Schwemme an Werkverzeichnissen bevorzustehen. Prinzipiell begrüßenswert, schon weil die Publikation von Forschungsergebnissen in den letzten Jahren stagnierte, aber immer schon zu den wichtigsten Instrumenten für Sammler, Handel und Experten zählte.

Erst im Mai tat das Auktionshaus „im Kinsky" kund, in Kooperation mit dem Christian-Brandstätter-Verlag diverse Wissenslücken bezüglich österreichischer Künstler schließen zu wollen. Ab 2011 finanziert man mit der neu kreierten Reihe „im Kinsky editionen" zumindest eine fundierte Monografie jährlich. Zwar zähle es ja prinzipiell nicht zu den Kernaufgaben eines Auktionshauses, das Œuvre relevanter heimischer Kunstschaffender aufzuarbeiten, über die Kompetenz verfüge man dennoch, schon der jahrzehntelangen Erfahrung als Experte des Kunstmarktes wegen. Beim Mitbewerb - der im Zuge des ersten Projekts, des für das Frühjahr 2011 geplanten Werkverzeichnisses zu den Ölgemälden Rudolf von Alts, etwa um digitales Fotomaterial ersucht wurde - stieß diese Idee nur bedingt auf Gegenliebe.

Damit würden doch kommerzielle Interessen verfolgt und ganz nebenbei würde womöglich eine Datenbank potenzieller Versteigerungskandidaten generiert. Es mangle schlicht an der erforderlichen Unabhängigkeit. Trotz der in beratender Funktion tätigen externen Jury: Am Beispiel Rudolf von Alts etwa Marie Luise Sternath-Schuppanz (Albertina), Sabine Grabner (Belvedere) oder Johann Kräftner (Liechtenstein-Museum).

Kategorie Alltagsgeschäft

Für Sternath-Schuppanz fällt das in die Kategorie Alltagsgeschäft. Bei Anfragen, so die stellvertretende Direktorin der Albertina, „geben wir ohnedies jedem Auskunft, ob Galerist oder Privatsammler, wir behandeln alle gleich". Für Sabine Grabner wiederum steht das wissenschaftliche Interesse an den Werken im Vordergrund. Und, nein, einen Interessenkonflikt sieht die Belvedere-Kuratorin für Gemälde des 19. Jahrhunderts nicht.

Denn, Ende vergangene Woche verlautbarte das Belvedere die Gründung eines Instituts für die Erstellung von Werkverzeichnissen und damit gleichartige Pläne. Eingebettet in das Research Center, wird dort ab September, vorerst auf fünf Jahre beschränkt, intensiv an der Erstellung und Herausgabe zahlreicher Werkverzeichnisse gearbeitet. Die Finanzierung der dafür notwendigen zusätzlichen Arbeitsplätze übernimmt das Dorotheum.

So individuell der Ansatz ist - „im Kinsky" beschäftigt mit Marianne Hussl-Hörmann eine eigene Autorin, das Belvedere profitiert hingegen vom Know-how der hauseigenen Kuratoren -, zumindest bei einem Künstler ist man sich einig: Kolo Moser, den beide auf ihrer Liste vorgesehener Werkmonografien anführen. (kron/ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 31.07/01.08.2010)