Trans Am live in Wien. Das Postrock-Trio aus den USA befindet sich in Höchstform.

Foto: Thrill Jockey

Wien - Früher einmal war das neu, aber eigentlich klingt es erst heute richtig gut. Als die aus dem US-Bundesstaat Maryland kommende Band Trans Am Mitte der 1990er auftauchte, war Rockmusik nach dem großen Grunge-Brüller gerade fad wie Socken geworden. Trittbrettfahrer wie - uah! - Nickelback machten Weltkarriere. Rock schämte sich und hoffte, sich mittels Post-Rock am eigenen Schopf aus diesem Sumpf zu ziehen.

Das war interessant. Interessant sagt man gerne zu fader Musik, von der man weiß, dass hinter den Noten gescheit gedacht wird, die Ergebnisse aber Fadgas verströmen. Eine dieser Bands war Trans Am. Wie viele andere Postrock-Formationen erkannte sie den 1970er-Jahre-Krautrock von Bands wie Can oder NEU! als taugliches Inspirationsgebiet für ihre weitgehend instrumentalen Stücke, in denen sie ausgiebig zitierte - etwa Kraftwerk auf dem Album "Surrender to the Night".

Zweiter wichtiger Bezugspunkt war die elektronische Musik, die zur selben Zeit Rockmusik noch ein wenig erbarmungswürdiger aussehen ließ. Ergebnisse aus der elektronischen Mucke wurden via Synthesizer miteinbezogen.

Trans Am gelang damit ein Spagat aus wirklich lässigen Stücken und halt doch auch eher eingeschlafenen Füßen. 2010, nach einigen Jahren im Off, kehrt das Trio mit dem Album "Thing" auf seinem Stammlabel Thrill Jockey eindrucksvoll zurück und führt vor, was etwa auch andere Bands wie die verschwundenen Add N To X geschafft hätten, wenn diese über Hirnschmalz verfügt hätten.

Dynamisch brutzelnde Stücke im Science-Fiction-Kostüm von vorgestern. Das Post und die Zukunft sind überwunden, heute ist das überzeugend lärmend und strukturierter Instrumental-Rock. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 30.7.2010)