In der postindustriellen Welt hängt der Wohlstand von Staaten von der Wettbewerbsfähigkeit bei neuen, profitablen Dienstleistungen ab. In einer besonders rasch wachsenden Branche, dem Internet-Glücksspiel, hatte Österreich jahrelang die Chance auf einen Jackpot. Mit Bwin saß einer der innovativsten Anbieter in Wien und wollte von hier aus internationale Märkte aufrollen.

Das war ein riskanten Spiel, denn Online-Glücksspiel ist in vielen Staaten verboten oder - wie in Österreich - auf staatliche Monopolisten beschränkt. In Frankreich mussten die Bwin-Vorstände sogar kurzzeitig ins Gefängnis.

Der Ausbreitung von Wetten im Internet tat dies keinen Abbruch, es beschleunigte bloß die Konsolidierung der Branche. Nun gelingt Bwin per Fusion der Sprung zum Weltmarktführer. Aber gleichzeitig lässt das Unternehmen Wien als Börsenplatz und Konzernzentrale hinter sich.

Man kann das verstehen. Auch in der jüngsten Glücksspielnovelle ist es Bwin und seinem Aufsichtsratsschef Hannes Androsch nicht geglückt, das Online-Monopol der mächtigen Casinos Austria zu brechen. Deren Privileg wird mit jenem Spielerschutz begründet, der gleichzeitig - etwa durchs kleine Glücksspiel - mit Füßen getreten wird.

Ein ordentlich regulierter Wettbewerb mit Lizenzen für private Anbieter hätte auch nicht mehr Österreicher in die Spielsucht getrieben, aber vielleicht geholfen, Bwin im Land zu halten. Diese Chance wurde vertan.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.7.2010)