Berlin - Rolf Hochhuth will das Berliner Ensemble auch in Zukunft bespielen. "Ich werde es tun", kündigte der 79-Jährige am Mittwoch an, der Antrag auf die ihm zustehende Sommer-Bespielung sei für 2011 längst gestellt. Im vergangenen Jahr hatte sich Hochhuth einen erbitterten Streit mit Theaterdirektor Claus Peymann geliefert und ihm vorgeworfen, ihn für seine Sommer-Inszenierung nicht ins Haus zu lassen. Der Dramatiker ist über die Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Theater-Immobilie am Schiffbauerdamm, die er an das Land Berlin vermietet hat.
Am Freitag hat am Berliner Ensemble Hochhuths "Inselkomödie" als Musical Premiere. Am Mittwochabend war der älteste aktive Schauspieler der Welt in einer Voraufführung des Musicals am Berliner Ensemble erstmals zu sehen. Bis zum 8. August gibt es sechs weitere Aufführungen.
Sex und Heesters
Er wollte unbedingt dabei sein. Wenigstens eine kleine Rolle spielen. So sitzt der 106-jährige Johannes Heesters nun auf einem prachtvollen Thron. Als König in Hochhuths "Inselkomödie" spricht der fast erblindete Greis zwei kurze Monologe. "Schon von alters her, lehrt Homer: Frauen, setzt euch auch zur Wehr", deklamiert Heesters zum Auftakt des Singspiels. Seine Worte verschwimmen manchmal in die Undeutlichkeit. Doch im schwarzen Samtanzug, mit den elegant gekreuzten Beinen und seinem feinen weißen Haar gibt er einen würdigen König ab. Heesters gehört zur illustren Riege der Stars, die Hochhuth für sein Sommerspektakel zusammengetrommelt hat. Zwei Fernsehgesichter sollen Publikum anlocken. Schauspielerin, Moderatorin und Ex-Dschungelcamp-Bewohnerin Caroline Beil (43) spielt die Amazone Lysistrate. In dieser Rolle fordert sie ihre Geschlechtsgenossinnen zu einem Sex-Streik auf, um die Männer vom Krieg abzubringen. Auch der "Lindenstraßen"-Wirt Kostas Papanastasiou steht auf der Bühne - als Wirt.
Schaurig deftig geht es dann in Florian Fries' Musicalfassung des bereits 1974 uraufgeführten Hochhuth-Stücks "Inselkomödie oder Lysistrate und die NATO" zu. Der 29-jährige Dirigent hat für die angestaubte Antikriegs-Komödie schmissige, zwischen Swing, Schlager und Pop changierende Songs komponiert. Gleich in den ersten Minuten lässt ein Kellner (Jan-Andreas Kemna) dann die Hosen zum Spontan-Sex herunter. Damit soll es aber ein Ende haben. Die Frauen auf der kleinen griechischen Insel beschließen einen Sex-Streik - solange, bis die Männer von dem Plan abrücken, ihre Ländereien den Amerikanern für eine NATO-Raketenbasis zur Verfügung zu stellen. (APA/dpa)