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Augenscheinlich "Stendhal-Syndrom"-resistent: die kubanische Boxlegende Teofilo Stevenson 2006 unter den Fresken des Palazzo Medici Riccardi

Foto: APA/EPA/CARLO FERRARO

Rom - Das sogenannte "Stendhal-Syndrom" soll näher erforscht werden. Der französische Schriftstelle Stendhal, der spätere Autor von "Rot und Schwarz", reiste 1817 als 34-Jähriger nach Italien. Beim Anblick all der Gräber, Kirchen, Gemälde und Fresken in Florenz geriet er nach eigenen Aussagen in eine überwältigende Ekstase, der jedoch ein völliges Versiegen der Lebenskraft folgte.

Abstrakter gefasst, äußert sich das Syndrom in einem Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit, die bis zur Depersonalisierung führen kann oder im Gegenteil in Omnipotenz-Fantasien. In beiden Fällen gilt die Konfrontation mit der grandiosen Fülle kunsthistorischer Berühmtheiten als Auslöser.

Musikuntermalung und Pulsmessung

Jetzt will ein Team aus Ärzten und Psychologen aus Florenz und Pisa konkret messen, wie häufig das Stendhal-Syndrom die Besucher beim Anblick eines beeindruckenden Kunstwerks ergreift und welche physische Reaktionen es im Körper auslöst.

Im Renaissance-Palast Medici Riccardi wurde in einem vom neapolitanischen Maler des 17. Jahrhunderts Luca Giordano (1634-1705) bemalten Saal ein multisensorischer Weg eingerichtet. Touristen und Kunstliebhaber können auf der prunkvoll bemalten Decke des Saals "spazieren", deren Figuren auf dem Boden nachgebildet wurden. In 15 Etappen, die den verschiedenen Allegorien des Freskos entsprechen, kann der Besucher einen direkten Kontakt zum Kunstwerk erleben, der mit Musikstücken und Klängen bereichert wird.

Während des Besuchs werden dem Besucher mit einigen Geräten Pulsfrequenz, Atem und Blutdruck gemessen. Die bis 31. August gesammelten Daten werden von einem Wissenschafterteam überprüft. Die Resultate der Studie sollen in wissenschaftlichen Fachblättern veröffentlicht werden. Ziel ist festzustellen, ob und wie das "Stendhal-Syndrom" noch wirkt. (APA)