Der Wohnpark Alt-Erlaa ist eine der größte Wohnanlagen der Stadt- Swimmingpools am Dach und Aussicht inklusive.

Foto: STANDARD/Newald

Bild nicht mehr verfügbar.

Bundeskanzler Werner Faymann, hier bei der Stimmabgabe zur Nationalratswahl 2008, wohnt in Liesing und ist dortiger SPÖ-Bezirkschef.

Foto: APA/Schlager

Bei der Bezirksvertretungswahl 2005 konnte die SPÖ in Liesing ihre absolute Mehrheit ausbauen. Quelle: www.wien.gv.at

Screenshot/derStandard.at

Bei der Gemeinderatswahl zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Bezirk, die SPÖ gewann leicht dazu, die FPÖ verlor. Quelle: www.wien.gv.at

Screenshot/derStandard.at

Einen Dämpfer gab es bei der Nationalratswahl für SPÖ und ÖVP, beide Regierungsparteien musste in Liesing massiv stimmen einbüßen.Quelle: www.wien.gv.at

Screenshot/derStandard.at

Liesing, der 23. Wiener Gemeindebezirk, schwebt zwischen vorstädtischen Gewerbegebieten und erhaltengebliebenen Dorfstrukturen, Siebziger-Jahre-Hochhäusern und Einfamilienhausträumen. Hier leben Arbeiter wie Spitzenpolitiker, wird produziert und verkauft, verteilt und gewohnt.

Wiens jüngster Bezirk

Der 23. Wiener Gemeindebezirk ist der jüngste Bezirk der Bundeshauptstadt. Neben Mauer und Liesing wurden Kalksburg, Rodaun, Atzgersdorf, Erlaa, Siebenhirten und Inzersdorf zum Bezirk Liesing zusammengefasst. Erst während des Nationalsozialismus wurden die Orte, neben weiteren, nun zu Niederösterreich gehörenden Ortschaften, zunächst zum 25. Bezirk von „Groß-Wien" erklärt.

Damals gehörten unter anderem auch Perchtoldsdorf oder Vösendorf zu dem Bezirk. Mit der Neuziehung der Grenzen 1954 wurde ein Teil der eingemeindeten Gebiete an Niederösterreich zurückgegeben, die genannten acht Dörfer wurden zum 23. Bezirk.

Wohnturm und Dorfplatz

In Mauer ist der dörfliche Charakter erhalten geblieben, viele Villen die hier draußen vor der Stadt um 1900 entstanden sind, gibt es nach wie vor. Der Weinbau und Heurigen geben der Ecke des Bezirks sein typisches Flair. Anders ein paar Häuserblöcke weiter:

In Alt-Erlaa stehen die wohl bekanntesten Wohntürme Wiens, von der Autobahn gen Süden gut sichtbar. Der Wohnpark Alt-Erlaa wurde zwischen 1973 und 1985 errichtet und ist die größte nicht-kommunale Wohnanlage Wiens mit rund 3.200 Wohnungen, Swimmingpool am Dach und Wohnpark-TV inklusive.

Kulinarisches Herz

Der Bezirk an der Liesing beheimatet aber auch ein großes Gewerbegebiet. Neben Geschäften, Kleinindustrie, Firmensitzen oder Möbelmärkten steht in Inzersdorf das kulinarische Herz der Stadt, der Großgrünmarkt. Hier wird entschieden was Wien isst, Obst-, Gemüse- und sonstige Delikatessen werden für den Einzelhandel wie die Gastronomie feilgeboten. Hier gibt es den Marchfelder Spargel ebenso wie die Flugmango - doch nur für Abnehmer großer Mengen.

Ein weiterer Versorgungsknoten steht unweit, das Verteilungszentrum der Post. Von hier werden Postsendungen und Pakete nach ganz Österreich hin weitestgehend automatisiert verteilt.

Wachstumspotenzial

Rund 91.000 Menschen lebten 2008 in Liesing, von 2004 bis 2008 wuchs die Bevölkerungszahl um gut 5 Prozent an. Wachstumspotenzial ist in dem Bezirk noch genügend vorhanden, rund 22 Prozent des Bezirks sind Grünflächen abseits von Parkanlagen. Während in ganz Wien AusländerInnnen durchschnittlich 20,1 Prozent der Wohnbevölkerung ausmachen, sind es in Liesing nur 10,3 Prozent.

Der durchschnittliche Liesinger ist 42,4 Jahre alt, hat eine Lehre bzw. berufsbildende höhere Schule abgeschlossen (44,6 Prozent) oder hat nur einen Pflichtschulabschluss (26,6 Prozent). 16,7 Prozent der Liesinger verfügen höchstens über einen Maturaabschluss, 12,1 Prozent der Bewohner verfügen über einen Hochschul- oder Kollegabschluss.

Von Anbeginn rot

Liesing ist ein traditioneller SPÖ-Bezirk, wenngleich die Stimmenanteile der Sozialdemokraten zwischen den Bezirksteilen je nach Bevölkerungsstruktur stark variieren. SPÖ-Bezirksparteiobmann der SPÖ-Liesing ist Kanzler Werner Faymann, der selbst in dem Bezirk am Rande Wiens wohnt. Bezirksvorsteher ist seit 1995 Manfred Wurm, wie jeder seiner Vorgänger seit 1945 kommt er aus der SPÖ.

Bei den letzten Bezirksvertretungswahlen konnte die SPÖ ihre absolute Mehrheit auf 51,1 Prozent oder 30 Mandate in der Bezirksvertreung ausbauen. Großer Verlierer im Bezirk war die FPÖ, die 5,4 Prozent an Stimmen verlor und auf 13,4 Prozent kam. Die Grünen konnten mit 12,8 Prozent leicht zulegen (plus 1,1 Prozent), ebenso die ÖVP legte um 2,6 Prozent auf 19,4 Prozent zu. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Gemeinderatswahl 2005. 

Dämpfer bei Nationalratswahl

Anders hingegen bei der Nationalratswahl 2008: Hier mussten SPÖ und ÖVP herbe Verluste im Bezirk hinnehmen, die FPÖ konnte ihren Stimmenanteil um 7,2 Prozent auf 21,1 Prozentpunkte im Vergleich zur vorangegangenen Wahl ausbauen, die SPÖ verlor 6,2 Prozent, die ÖVP 5,7 Prozent. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 30.Juli 2010)