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Stormy Peters, Executive Director der GNOME Foundation.

Foto: Archiv

Gerade in Sachen Linux-Desktop und Unternehmen gehört Stormy Peters wohl den profiliertesten Persönlichkeiten der freien Softwarewelt, hatte sie doch selbst Ende der Neunziger Jahre als Mitglied des HP-UX-Teams bei Hewlett-Packard maßgeblichen Anteil daran der Unternehmensführung freie Software - und GNOME im speziellen - schmackhaft zu machen. Aktivitäten, die sie später nicht nur zur Gründung des HP Open Source Programm Office führen sollten, sondern ihr bereits ab dem Jahr 2000 - und damit von Beginn an - einen Platz im GNOME Advisory Board einbrachten.

Chefin

Ein Vorgeschichte, die sie rasch zur ersten Wahl werden ließen, als die GNOME Foundation nach einem "Executive Director" Ausschau hielt, eine Position die Peters entsprechend seit dem Jahr 2008 inne hält. In dieser Funktion ist sie so etwas wie ein Bindeglied zwischen Unternehmen und Community, kümmert sich um Marketing-Fragen und knüpft Kontakte. Anders formuliert: Sie sorge dafür, "dass alles rund läuft, damit die Entwickler in Ruhe arbeiten können", fasst Peters ihre Rolle in einem Gespräch mit dem WebStandard am Rande der derzeit in Den Haag stattfindenden GNOME-Konferenz GUADEC zusammen.

Business

Erleichtert werde ihre Aufgabe dadurch, dass man mittlerweile sehr starke Kontakte in vielerlei Unternehmen geknüpft habe, die das Projekt auch finanziell unterstützen. Gerade unter den Vorzeichen der Krise hätten sich diese Bande sogar noch weiter verstärkt, so Peters, so viele - durch diverse Unternehmen finanzierte - Hackfests wie im vergangenen Jahr hätte man noch nie abhalten könne. Jeder bringe sich so auf seine eigene Weise ein, die "manche mit Code, andere mit Marketing, Dritte mit der Finanzierung eines Hackfests", so Peters.

Abläufe

Auch das grundlegende Verständnis - und der Respekt - für die Mechanismen der Open-Source-Welt seien mittlerweile bereits sehr weit gediehen. Es komme kaum mehr vor, dass man von der Nutzung der eigenen Technologien erst nachträglich erfahre - auch wenn dies rein rechtlich leicht möglich wäre - meist würden die Unternehmen schon frühzeitig anklopfen und sich einzubringen versuchen.

Desktop-Fragen

Ein klares "Nein" gibt es auf die Frage, ob der klassische Desktop angesichts der Fülle von neuen Geräteklassen, die zunehmend in den digitalen Alltag dringen, an Bedeutung verliere. "Der Desktop wird immer wichtig bleiben" zeigt sich Peters überzeugt, immerhin werde es immer etwas geben, womit man die eigenen Daten managen und Anwendungen benutzen werden. Insofern könne man natürlich auch Smartphone- und Netbook-Oberflächen durchaus als "Desktops" bezeichnen.

LiMo

Den Hinweis darauf, dass die LiMo Foundation, mit der man gerade eine intensivierte Partnerschaft in Sachen mobiles Linux verkündet hat, auch schon mal bessere Zeiten erlebt hat, kontert sie mit dem Hinweis darauf, dass man in diesem Bereich mit vielen Unternehmen und Projekten zusammenarbeite. So würden Teile von GNOME Mobile neben der LiMo-Plattform auch bei MeeGo und Produkten von Samsung eine zentrale Rolle spielen.

Mobil

"Wir versuchen auch gar nicht DIE mobile Plattform zu werden, sondern Technologien anzubieten, die andere nützlich finden", gibt sich Peters pragmatisch. Das Kommunikationsframework Telepathy, das Media-Framework GStreamer oder auch das Toolkit Gtk+ seien hier nur ein paar Beispiele von weitläufig eingesetzten Lösungen. Wichtigstes Ziel sei es langfristig aber trotzdem einen gesamten Stack für den Mobilfunkbereich zu etablieren, der auf freier Software basiert.

Webservices

Eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft sieht die GNOME-Chefin im Zusammenspiel von freier Software mit Webservices, man habe sich in diesem Bereich viel zu lange "faul" zurückgelehnt. Nur all zu wenige würden überhaupt Privacy-Fragen aufwerfen, Gedanken über die Lizenzen der diverse Services wälzen, oder sich überlegen was mit den eigenen Daten so alles passiert. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit Webservices auf eine Art interagieren, die die Freiheit der Nutzer maximal schützt, beziehungsweise dafür sorgen, dass solch freie Services überhaupt erst geschaffen werden", streicht Peters die Dringlichkeit dieses Themas heraus. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 27.07.10)