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Präsident Chávez besuchte am Montag eine Veranstaltung der sozialistischen Partei PSUV in Caracas.

Foto: Reuters/Miraflores

Caracas - Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez hat wegen des Konflikts mit dem benachbarten Kolumbien kurzfristig eine Reise nach Kuba abgesagt. Chávez sagte am Sonntag, er verfüge über Geheimdienstinformationen, wonach die Möglichkeit einer "bewaffneten Aggression" durch Kolumbien derzeit größer sei als in den vergangenen "100 Jahren". Sein Land sei jedoch bereit, jeden Angriff abzuwehren.

Chávez wollte am Montag ursprünglich in Kuba den Gedenkfeierlichkeiten an den fehlgeschlagenen Angriff auf die Moncada-Kaserne vor 57 Jahren beiwohnen. Der linksgerichtete venezolanische Präsident machte für die Krise mit Kolumbien die USA mitverantwortlich. Er bezeichnete Washington als "großen Anstifter" . Er drohte, die Öllieferungen in die USA zu stoppen, sollten diese einen Angriff Kolumbiens auf sein Land unterstützen. "Selbst wenn jeder hier Steine essen muss, würden wir keinen einzigen Tropfen Öl mehr liefern."

Chávez ist scharfer Kritiker eines im vergangenen Jahr geschlossenen Militärabkommens über die Nutzung von kolumbianischen Stützpunkten durch die US-Armee. Er hatte vergangenen Donnerstag die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen und die Streitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Chávez reagierte damit auf Vorwürfe des kolumbianischen Staatschefs Alvador Uribe, wonach sich vier Führer der kolumbianischen Rebellenbewegung Farc und ein Vertreter der Nationalen Befreiungsarmee auf venezolanischem Staatsgebiet aufhalten sollen. Im Falles eines "bewaffneten Angriffs auf Venezuela würden wir die Öl-Lieferungen in die USA einstellen" , sagte Chávez. Kolumbien ist ein enger US-Verbündeter und bezieht erhebliche Militärhilfe aus Washington. Die USA sind der wichtigste Abnehmer venezolanischen Erdöls.

Krisentreffen von Unasur

Im Konflikt zwischen Kolumbien und Venezuela hat der südamerikanische Staatenbund Unasur ein Krisentreffen einberufen. Die Unasur-Außenminister sollen am Donnerstag in Quito zusammenkommen. Auch der Generalsekretär der Unasur, der frühere argentinische Präsident Nestor Kirchner, schaltete sich in die Vermittlungen ein. Am Montag wollte er sich mit Juan Manuel Santos treffen, der am 7. August sein Amt als neuer Präsident von Kolumbien antritt. (Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2010)