Mexiko-Stadt - Eine mexikanische Gefängnisdirektorin hat Insassen ihrer Anstalt bewaffnet und als Auftragsmörder eingesetzt. Wie die Generalstaatsanwaltschaft des lateinamerikanischen Landes am Sonntag (Ortszeit) bekanntgab, töteten die Häftlinge seit Februar wahrscheinlich 35 Menschen. "Die Täter sind vermutlich eine Gruppe von Gefangenen des Gomez Palacios Rehabilitationszentrums, die aus dem Gefängnis gelassen wurden, um mit den Waffen der Wärter diese Hinrichtungen auszuführen", sagte Staatsanwaltschaftssprecher Ricardo Najera.

Die Häftlinge haben die Anstalt demnach über Nacht verlassen dürfen, "um Auftrags-Rachemorde zu verüben, dabei fuhren sie mit Dienstfahrzeugen und benutzten Waffen der Wärter". Diese Vorgehensweise soll bei drei Überfällen in Torreon, einer Industriestadt im nördlichen Bundesstaat Durango, angewendet worden sein: Im Februar waren dort zehn Menschen, im Mai 15 Besucher einer Bar und im Juli 17 Teilnehmer einer Feier erschossen worden. Die Spur zum Gefängnis Gomez Palacios fanden die Ermittler durch Munition an den Tatorten, die aus vier Waffen von Gefängniswärtern abgefeuert worden war. Vier Personen des Gefängnispersonals seien unter Hausarrest gestellt worden.

Die mexikanische Bundespolizei meldete unterdessen die Festnahme eines Führungsmitglieds der Drogenbande La Linea, die unter anderem für einen Autobombenanschlag in der Stadt Ciudad Juarez am 15. Juli verantwortlich gemacht wird. Bei dem Festgenommenen handle es sich um den mutmaßlichen Kassenwart der Gang, Luis Vazquez Barragan.

In den Auseinandersetzungen zwischen mexikanischen Drogenbanden sind in den vergangenen vier Jahren mehr als 25.000 Menschen ums Leben gekommen. Erst am Samstag (Ortszeit) wurde bei der Stadt Monterrey ein neues Massengrab mit mindestens 51 Toten entdeckt. Die Polizei geht davon aus, dass die meisten Opfer in den vergangenen zwei Wochen ums Leben kam. Einige hätten Schusswunden, andere seiten bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, sagte Gouverneur Rodrigo Medina am Samstag vor Journalisten. (APA)