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Ein Suchbild: Rund 50 Polizeischüler und Helfer suchen seit Sonntag in Graz nach einer drei Meter langen Boa Constrictor

Foto: APA/MARKUS LEODOLTER

Graz - Ein Exot hält derzeit die Grazer Polizei und zahlreiche Helfer in Atem. Eine dreieinhalb Meter lange Würgeschlange, eine Boa constrictor, folgte bereits am Sonntag im Stadtteil Graz-Liebenau dem Ruf der Freiheit und entwich aus einer Wohnung in den Großstadt-Dschungel. Seitdem ist die Schlange untergetaucht, die Reptilienjagd war für rund 30 Polizeischüler bis dato nicht von Erfolg gekrönt.

Die Schlange lebte seit etwa zehn Jahren bei ihrem Besitzer in einer Siedlung in der Liebenauer Hauptstraße. Am Sonntag hatte das Tier versucht, den 52-Jährigen zu würgen. Offenbar überrascht von der Attacke, verließ der Mann gegen 14 Uhr seine Wohnung. Davor hatte er dem Reptil noch einen Hasen zu fressen gegeben. Als der Grazer gegen 20 Uhr wieder zurück in seine Wohnung kam, konnte er sein Haustier nicht mehr finden und alarmierte die Polizei.

Sofort wurde die Suche nach der von der Polizei für Kinder und Haustiere als gefährlich eingestuften Boa eingeleitet. Bis Mitternacht wurde auch mit Wärmebildkameras gesucht, jedoch ohne Ergebnis. Mit einer Boa in urbaner Wildbahn ist offensichtlich nicht zu spaßen: "Kleinkinder passen durchaus ins Beuteschema" , warnt Robert Riener, Reptilienkurator im Haus des Meeres in Wien. Und auch Erwachsene sollten einer Würgeschlange in dieser Größe mit dem nötigen Respekt begegnen. "Ab drei Metern ist ein Python oder eine Boa lebensgefährlich" , so der Experte.

Ein Hase macht nicht satt

"Ich würde mich auch von einem ein Meter langen Python nicht gerne beißen lassen" , so der Experte. Drei Meter lange Würgeschlangen würden aus rund 20 bis 30 Kilogramm purer Muskelmasse bestehen, und aus deren Griff würde man sich ohne Hilfe wohl nicht mehr befreien können. Auch wenn die in Graz entwichene Boa vor ihrer Flucht noch einen Hasen gefressen hätte, satt sei sie deshalb nicht. Bei drei Metern Länge würde sie eine Chance auf weitere Beute durchaus wahrnehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu bieten würde. "Einen kleinen Hund frisst sie sicher.

Wer weiß, wann sich wieder die Gelegenheit dazu bietet" , erklärt der Schlangenkenner das Instinktverhalten des Kriechtiers. "Abertausende" Reptilien würden, schätzt Riener, die Österreicher halten. Zwar sei die Haltung meldepflichtig, dennoch dürfte es eine sehr hohe Dunkelziffer geben. Die Größenordnung könnte sich durchaus in den Dimensionen von Hunden oder Katzen bewegen. Dementsprechend regelmäßig kommt es vor, dass Reptilien entfleuchen oder ausgesetzt werden. (APA, mro/DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2010)