Sascha Kostelecky organisiert seit 2003 das Wiener Donauinselfest. Laut Veranstalter SPÖ kommen pro Jahr etwa drei Millionen Besucher.

Foto: SPÖ Wien

STANDARD: Kann man eine Veranstaltung in dieser Größe komplett sicher machen?

Kostelecky: Nein, ab etwa 50.000 Besuchern geht das nicht. Mit dem besten Sicherheitskonzept schafft man vielleicht 99 Prozent Sicherheit, aber ein gewisses Restrisiko bleibt immer.

STANDARD:  Die Donauinsel können Besucher nur über Brücken verlassen. Ist das ein Problem?

Kostelecky: Wir haben insgesamt sechs Brücken als Ausgänge. Durch Besucherstromanalysen wissen wir sehr genau, wie die Leute sich auf der Insel bewegen. Wenn die Insel voll ist, sperren wir die Zugänge, und zwar bereits vor der Insel. Außerdem bleibt dann die U6 nicht mehr auf der Insel stehen, dadurch verteilt sich der Zustrom. Nach unseren Berechnungen können wir die Insel in 30 Minuten räumen, ohne dass Panik ausbricht. Das kann man überhaupt nicht mit Duisburg vergleichen, dort gab es nur einen Zu- und Ausgang, und das noch dazu durch einen Tunnel. Ich will keine Schuldzuweisungen machen, aber das ist ein größeres Gefahrenpotenzial.

STANDARD:  Wie merken Sie, wann die Insel zu voll ist?

Kostelecky: Dadurch, dass wir nur acht Zugänge haben, können wir relativ leicht zählen, wie viele Leute kommen. In der Luft haben wir einen Polizeihubschrauber, der auch in der Nacht Fotos mit einer Wärmebildkamera macht. Und die Besucherzahlen von drei Millionen, die wir bekanntgeben, teilen sich ja auf drei Tage auf. Zu einem bestimmten Zeitpunkt sind dann etwa 250.000 Menschen auf der Insel.

STANDARD:  Ist so eine Veranstaltung ein politisches Risiko für die SPÖ?

Kostelecky: Das wäre es nur, wenn die Sicherheitsvorkehrungen nicht optimal geplant wären. Wir hatten aber schon 27 Jahre Zeit, Erfahrungen zu sammeln.

STANDARD: Wie kommt es zu so einer Panik?

Kostelecky: Das macht die Masse, und wenn die Leute hinten nicht wissen, was vorne passiert. Deswegen ist es enorm wichtig, dass man es schafft, mit den Leuten zu kommunizieren. Die Veranstalter in Duisburg haben sicher ihr bestes versucht, aber: Wenn ich nur mit einem Auto in einen Tunnel fahre, habe ich ein mulmiges Gefühl. Wenn du weißt, du kannst nicht vor und nicht zurück, rund um dich sind Wände und Menschen, dann löst das leichter Panik aus. Das ist auf der Donauinsel etwas ganz anderes. Sie ist komplett frei. (Tobias Müller, DER STANDARD; Printausgabe, 26.7.2010)