"Live Sets" : Schriftinstallationen von Female Obsession verteilen sich im öffentlichen Raum von Melk.

Foto: Wolfgang Wössner

Melk - Hat die Brotstube Gundacker eine Nachricht an den Diabolo hinterlassen? "No Souls for Sale" , steht in großen Klebebuchstaben auf dem Schaufenster der Bäckerei. Mit "Ist Gelassenheit ein Ort" oder etwa "Do it again again" finden sich noch mehr Fragen und Handlungsansweisungen auf öffentlichen Glasflächen von Melk.

Die Schriftinstallationen der Künstlergruppe Female Obsession beweisen sich im funktional durchorganisierten und auf Herstellung von Kommunikation angelegten Zeichensystem einer Stadt als anregende Fremdkörper. Status quo vadis heißt die von Ursula Maria Probst kuratierte Ausstellung mit temporären Projekten im Stadt- aber auch Donauraum von Melk.

So treibt ein Objekt von Eva Grubinger und Werner Feiersinger auf der Donau: Zwei mit Betonklötzen verankerte Schlauchboote tragen einen I-Träger aus Edelstahl. Außer Kraft gesetzt ist die Donau als Transportweg, sind die Boote als Fortbewegungsmittel; allein die Strömung richtet Two Friends aus.

Probst geht es in den Projekten, in denen Besucher teilweise zu Akteurinnen werden können, um eine neue Kartografie von Melk, um eine Neuvermessung seiner Erfahrungsräume. Die dramaturgische Choreografie liefern die Künstler, die, wie etwa Anna Ceeh und Michael Salvi mit der Melktribüne (Himmelsstiege), einen Kontrapunkt zum Stift auf die Leopoldsbrücke setzten. Den 18 Meter langen und mit Sound beschallten Tunnel kann man allerdings nur alleine betreten. Weitere Projekte von Viktoria Tremmel & Martin Wagner, Rita Vitorelli & Dan Solbach, Dorota Walentynowicz & Herwig Weiser. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.07.2010)