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Der Stresstest ist für einige Kandidaten durchaus ein Drahtseilakt - auch wenn die Aussagekraft der Krisentests von Finanzexperten durchaus angezweifelt wird.

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Wien/London - 84 von 91 europäischen Banken haben den Bankenstresstest bestanden. Mit der deutschen Hypo Real Estate (HRE), fünf spanischen Sparkassen und der griechischen Atebank sind nur sieben Institute durch den EU-weiten Krisentest - der das Vertrauen in die Branche zurückbringen soll - gerasselt. Zehn galten als Wackelkandidaten. Die HRE ist insofern ein Sonderfall, als ihre Neustrukturierung schon eingeleitet ist. Die übrigen Institute müssen nun ihre Kapitaldecke um insgesamt 3,5 Mrd. Euro aufstocken, um ausreichend für Konjunktureinbrüche und Finanzmarktverwerfungen gerüstet zu sein.

Bei der Athener Atebank ist der Staat schon Mehrheitseigentümer. Das griechische Finanzministerium erklärte am Abend, der Staat werde sich an der Kapitalaufstockung beteiligen. In den kommenden zwei Monaten solle ein Plan für die Stabilisierung des Institutes vorgelegt werden, teilte das Ministerium mit.

Die fünf Spanier

Bei den fünf spanischen Banken handelte es sich um die nicht an den Börsen gelisteten Sparkassen Diada, Unnim, Espiga, Banca Civica und Cajasur. Sie wurden in den vergangenen Monaten schon mit mehr als 10 Mrd. Euro vom Staat aufgepäppelt. Es fehlen noch 1,85 Mrd. Euro, damit sie die von der EU verordneten Stresstestkriterien erfüllen.

Die beste und die schlechteste Bank im europäischen Bankenstresstest kommt aus Spanien. Am besten schnitt die Banca March ab, die im strengsten Szenario auf eine Kernkapitalquote von 19 Prozent kam, wie die Bankenaufsicht CEBS in London mitteilte. Die Sparkassengruppe Diada wies mit 3,9 Prozent die schlechteste Kernkapitalquote aller getesteten 91 Institute aus 20 Ländern auf.

Österreicher haben bestanden

Aus Österreich wurden die Erste Group und die Raiffeisen Zentralbank (RZB) dem Test unterzogen. Zur Abdeckung von 50 Prozent des Bankenmarktes wurde auch die Bank Austria erfasst, ihre Testergebnisse fließen ins italienische UniCredit-Ergebnis ein.

Die Österreicher unter den 91 Großbanken Europas, deren Kapitalkraft auf extreme Rezessionsszenarien und Kursverluste bei Staatsanleihen hin abgeklopft wurden, teilen sich ziemlich genau die Plätze in der Mitte, wo bei die Erste Group etwas besser abschneidet als RZB. Mit ihren acht Prozent Kernkapitalquote (Tier 1) per 2011 käme im Stress-Szenario die Erste Group auf Platz 50. Die RZB, deren Kapitalquote in dieser Simulation nach zwei Jahren Wirtschaftsabschwung und Problemen mit Staatsanleihen in schuldenbeladenen Ländern auf 7,8 Prozent fiele, käme auf Platz 52. Ex aequo mit der italienischen Bank Austria-Mutter UniCredit übrigens. Die UniCredit meldete heute ebenfalls 7,8 Prozent Tier-1-Quote im Belastungstest.

Europäer besser als Amerikaner

Der OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hat einmal mehr Schärfe und Glaubwürdigkeit des europäischen Belastungstests verteidigt. Die Aussagekraft wurde laufend in Zweifel gestellt. Die Ergebnisse der Europäer seien "vergleichsweise besser als die der amerikanischen Banken 2009, weil der US-Test durchgeführt wurde, bevor es dort zu Kapitalzuführungen durch die öffentliche Hand kam." In Europa, so der OeNB-Gouverneur, waren jetzt die Hunderten Milliarden Euro an staatlichen Rettungshilfen und Kapitaleinschüssen schon in die Banken-Kapitalquoten inkludiert. In den USA war das bei den dortigen Bankentests 2009 noch noch nicht der Fall gewesen.

Für Erste-Chef Andreas Treichl war der Stresstest "extrem positiv für Österreich und Europa". Über 60 Prozent des europäischen Bankensystems hielten selbst unter harten Belastungen ohne große zusätzliche Kapitalmaßnahmen einer neuen harten Krise stand. RZB-Vorstand Johann Strobl wies auf mangelnde Vergleichbarkeit der Testergebnisse innerhalb Europas und zwischen Bankengruppen hin. Die Österreicher wurden von der OeNB härter drangenommen, was Krisenannahmen für Osteuropa betrifft.

Kein Handlungsbedarf

Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) sieht jedenfalls nach den Test-Ergebnissen bei keinem Institut einen unmittelbaren Handlungsbedarf. Auch die OeNB betonte, dass aus dem Kapitel Stresstest kein zusätzliches Kapital aufzustellen sei. Allerdings, so die OeNB: aus den neuen Kapitalvorschriften (Basel III) erwachse sehr wohl frischer Kapitalbedarf auch für die österreichischen Banken.

Die Europäische Zentralbank(EZB), der Zusammenschluss der europäischen Banken-Aufseher (CEBS) und die EU-Kommission nannten die Ergebnisse einen "wichtigen Schritt vorwärts, um das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen". Sie riefen die durchgefallenen Banken auf, sich nun das nötige Eigenkapital zu besorgen.

Wer beim Test durchfällt braucht frisches Geld

Hat ein Institut bedeutende Kapitalengpässe hat, muss es sich frisches Geld beschaffen. Wer beim Test durchfällt, steht also keineswegs vor dem Abgrund. Zunächst kann sich die Problem-Bank über die Ausgabe neuer Aktien Kapital am Finanzmarkt beschaffen oder sonstige Vermögenswerte verkaufen. Wie der Test in den USA gezeigt hat, klappt das durchaus.  Schafft eine Bank es auf eigene Faust nicht, werden die Regierungen intervenieren müssen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Vorfeld der Veröffentlichung der Stresstests die Regierungen der Euro-Zone aufgerufen, mit Kapital auszuhelfen, wenn die Banken dies bräuchten. Nur im absoluten Notfall, wenn ein EU-Staat durch eine Bankenrettung an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geriete, könnte er auf den europäischen Rettungsschirm zugreifen. Dieser Krisenfonds für Euro-Staaten in Finanznöten wurde im Mai ins Leben gerufen. Die Finanzgesellschaft in Luxemburg kann im Namen aller Euro-Länder bis zu 440 Mrd. Euro Kredite an den Märkten aufnehmen und an Wackelkandidaten weitergeben. Inklusive der Gelder des Internationalen Währungsfonds IWF umfasst der Topf 750 Mrd. Euro.

EU-Währungskommissar Olli Rehn hatte betont, dass der Fonds notfalls bei der Stützung finanzschwacher Banken helfen kann. Das könnte aber politischen Streit unter den Ländern, die das Rettungsnetz finanzieren müssen, entfachen. Zudem müsste sich der notleidende Staat auf harte Reform- und Sparauflagen einstellen, die die EU und der IWF festlegten. Deshalb ist ein schneller Ruf nach dem Rettungsfonds eher unwahrscheinlich. (Reuters/APA/rb)