Kapitalismuskritik in der Konkurshalle: "€AT" in der ehemaligen Polstermöbelfabrik Hasag.

Foto: Rudolf Schierl

Attnang-Puchheim - Das Theater Hausruck ist in der Gegenwart angekommen. Nach Hunt und Zipf, mit denen man im Kohlebrecher Wolfsegg regionale Zeitgeschichte verhandelte, und dem historisch abgefederten Migrationsstück A Hetz widmet man sich heuer ganz der kontemporären Arbeitswelt. Mit €AT laden Intendant Chris Müller und Regisseur Georg Schmiedleitner zum "Kapitalismus-Kirtag". Lokalbezug, unzählige Akteure und große Bilder sind auch dieses Jahr wieder die Eckpfeiler der Inszenierung.

In der ehemaligen Polstermöbelfabrik Hasag in Attnang-Puchheim thematisiert man diesen Samstag die Verlierer des Kapitalismus in einer einmalig aufgeführten Großperformance, am realen Schauplatz eines Konkurses. Die Besucher werden dabei zum Humankapital erklärt und einen dreistündigen Abend lang wie Geld verschoben.

Durch eine "Burnout-Schleuse" erreicht man die Attraktionen des Jahrmarktgeschehens: ein Live-Hörspiel von Jörg Buttgereit, Einführungen in die PornoIndustrie durch Jana Bach oder Essayistisches von Andreas Felber, Robert Misik und Agrarökonom Dieter A. Behr. Franz Froschauer und Oscar Blaha treten als Manager in Aktion und lassen Regale voller Arbeitskräfte entleeren. Nicht zuletzt kommen aber bei €AT die "Expertinnen des Lebens" zu Wort, etwa wenn im Schattentheater Bargespräche von Managern wiedergegeben werden oder wenn die Besucher vermeintlichem Eskapismus frönen dürfen.

Wer bei der "Trostlos"-Tombola gewinnt, wird von lokalen Gemeinderäten in Luxuskarossen davonchauffiert - allerdings zu den "Verlieren". Es geht ins Bordell, zum Imam der islamischen Gemeinde, zum Abendessen mit regionalen Working Poor, ins Altersheim und ins Eckbeisel.

Wer mit dem Konzeptkunst-Ringelspiel mitfahren möchte, kann auch schon die freitägliche Generalprobe besuchen. Karten dafür sind online sowie telefonisch vorbestellbar. (Wolfgang Schmutz / DER STANDARD, Printausgabe, 23.7.2010)