Wollen, dass die Ausländer-FeindInnen "ein bisschen auf Nadeln sitzen": Karaduman, Irmak

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Der STANDARD-Artikel, wonach das Wiener Schönbrunner Bad auf der Webseite "Wien-Konkret" mit den Worten „exklusives Publikum, geringer Ausländeranteil (ein paar Franzosen, Italiener, Russen)" beschrieben wird, sorgte nicht nur für hitzige Diskussion im derStandard.at-Forum, sondern auch für ein Nachspiel: „Fordere alle ‚Ausländer‘ und Unterstützer auf, am 21.07.2010 ins Schönbrunner Bad zu gehen. Bringen wir die Statistik bissl durcheinander!", rief Alev Irmak, Wiener Schauspielerin mit türkischen Wurzeln, via Facebook zum regen Besuch im schicken Freibad auf.

"Auf Nadeln sitzen"

Die etwa 17 AktivistInnen, die dieser Einladung am Mittwoch folgten, verhielten sich im Bad zwar unauffällig. Eine Demo zu veranstalten, sei aber auch nicht der Zweck der Aktion, betont Irmak: „Wir wollen nicht dem Schönbrunner Bad schaden." Man richte sich an „alle Menschen, die deshalb hierher kommen, weil sie glauben, dass hier wenige Ausländer sind. Wir wollen, dass diese Menschen heute ein bisschen auf Nadeln sitzen", grinst Irmak.

Sie und Co-Initiator Adem Karaduman, ebenfalls Schauspieler, verurteilen, dass Wien-Konkret-Betreiber Robert Marschall die Herkunft der Badegäste als Beschreibungskategorie einführt. So werden etwa das Wiener Stadionbad und das Amalienbad als Bäder mit „hohem Ausländeranteil" genannt. „Wozu verwendet er diese Kategorie?", fragt Irmak. „Für die, die gerne einen multikulturellen Nachmittag verbringen wollen? Oder doch eher, um uns zu diskriminieren?" Marschall gehe es darum, mehr LeserInnen zu bekommen, „aber er macht das auf Kosten von uns, und auf Kosten des Schönbrunnerbads", meint Karaduman.

"Wortklauberei"

Der Betreiber des Schönbrunner Bads, Marco Ebenbichler, sieht das anders. Er hat mit der Darstellung seines Bads auf Wien-Konkret kein Problem: „Das ist eine objektive Beschreibung, ich sehe da nichts Ausländerfeindliches." Er selbst ortet unter seinen KundInnen zwar einen „hohen Ausländeranteil", denkt aber dennoch nicht daran, sich von Wien-Konkret zu distanzieren. Vielmehr distanziert er sich von Irmaks Aktion: „Wenn ich sage, das ist ausländerfeindlich, dann sind wir bei der Wortklauberei." Ebenbichler zieht einen - gewagten - Vergleich: „Wenn ich im (Wiener Gasthaus, Anm.) Plachutta war und sage, da waren gar keine Sandler dort, dann ist das auch nicht feindlich gegenüber armen Leuten." Nachsatz: "Bei mir ist jeder Badegast, der zahlt, willkommen." (Maria Sterkl, derStandard.at, 22.7.2010)