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Im Fernsehen waren Rauchwolken über dem Kraftwerk zu sehen

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Im Nordkaukasus haben Terroristen in der Nacht auf Mittwoch ein Wasserkraftwerk in die Luft gejagt. Bei dem Anschlag in der russischen Kaukasusrepublik Kabardino-Balkarien wurden zwei Sicherheitskräfte getötet, zwei Kraftwerksmitarbeiter wurden verletzt. Die Gruppe aus mindestens vier Terroristen, die zuvor eine Polizeistation beschoss, platzierte mehrere Bomben in der Maschinenhalle des Kraftwerkes.

Durch die Explosionen und den Brand wurden zwei der drei Turbinen völlig zerstört. Der Ausfall des 25-MW-Kraftwerks, das in den 1930er-Jahren errichtet wurde, werde zu keinen Engpässen bei der Stromversorgung führen, teilte der staatliche russische Stromkonzern RusHydro mit. Andere Kraftwerke würden zusätzlich Strom liefern.

Anschläge auf strategisch wichtige Infrastruktur sind von den Rebellen, die aus dem Nordkaukasus ein von Russland unabhängiges islamisches Emirat machen wollen, bereits seit längerem angekündigt worden. Als es vor einem Jahr im Wasserkraftwerk Sajano-Schuschenskaja zu einer Havarie kam, die 75 Leben forderte, nahm der tschetschenische Rebellenführer Doku Umarow die Verantwortung auf sich. Die offizielle Untersuchung ergab allerdings ein technisches Gebrechen.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag in Karbadino-Balkarien. Der Inlandsgeheimdienst FSB kenne jedoch die Drahtzieher des Terrorakts, berichtete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Russische Medien spekulierten, dass Amir Abdullach, Anführer der kabardino-balkarischen Rebellen, hinter dem Anschlag stecken könnte. Abdullach hatte im März nach dem Tod des als Emir Sayfullah bekannten Ansor Astemirow das Kommando in der bis dahin friedlichsten Nordkaukasus-Republik übernommen.

Laut Gennadi Gudkow, Vizechef des Duma-Sicherheitskomitees, zeigt der Vorfall, dass der Terrorismus nicht nur nicht abnehme, sondern sich sogar geografisch ausbreite. Experten befürchten, dass eine neue Anschlagswelle bevorsteht. Die Zerstörung des Kraftwerkes könnte die Probe zu "etwas Größerem und Furchtbarerem" sein, sagte Alexander Toschin, Mitglied des Nationalen Antiterror-Komitees, dem RadiosenderEcho Moskwy. Die russischen Sicherheitskräfte haben daher im Süden des Landes die Bewachung von Kraftwerken, Pipelines und anderen Infrastruktureinrichtungen verstärkt.  (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2010)